Samstag, 27. Februar 2021

DER LETZTE LIEBHABER MEINER MUTTER


 Hunderte Bücher habe ich dieser Tage durchgesehen.
Letztlich sind es dann 3 Kartons zum Verkaufen geworden.
Solche Sichtungen gehen nicht ohne Erinnerungen, Rückblenden, Innenschauen ab.
Es sind mir Bücher des letzten Liebhabers meiner Mutter in die Hände gefallen.
Mit Erschrecken habe ich beim Googeln seines Namens festgestellt,
dass seine Vergangenheit nationalsozialistisch war.
Mitglied NSDAP, SS, Arbeit im SS Rasse- und Siedlungshauptamt.
Das ist mehr als ein Mitläufer.
Er war Befürworter von Menschenversuchen.
Schlimm.
Grundsätzlich bin ich tolerant.
Wenn man z.B. Schauspielern, die im Nationalsozialismus gearbeitet haben,
vorwirft, dass sie keinen Widerstand geleistet hätten,
dann denke ich, dass Eitelkeit, Geld und Erfolg Motivation sind,
um mitzuspielen.
Und wenn ich bemerke wie uns alle das letzte Jahr verändert hat,
was wir alles mit uns machen lassen,
dass Leute in exponierten Berufen (Ärzte, Lehrer, etc.) stillschweigend
mitmachen, weil sie Angst vor Schwierigkeiten haben,
dann kann ich mich in menschliche Beweggründe hineinfühlen.
Wir sind heute alle Mitläufer.
In der Rückschau werden wir uns über uns wundern.
Den Liebhaber meiner Mutter kann ich nicht mehr befragen, 
er wäre jetzt bereits über 100 Jahre alt,
aber seine Biografie sieht nach Täter am Rande aus.
Die Abgründe der menschlichen Seele .......


14 Kommentare:

  1. Ja, solche Systeme können eben nur durch die Mitläufer existieren. Das sollte uns zu denken geben.

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  2. Ach, was waren das schreckliche Zeiten. So gesehen geht es uns trotz aller Unsicherheiten und der behördlichen Versuchsanordnung richtig gut.
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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    1. ja. uns geht es gut. aber vielen menschen geht es jetzt nicht gut.
      liebe grüße zu dir

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  3. Wie schnell wurden die Menschen gezwungen mitzumachen.
    Rückblickend fragen wir uns: Warum habt ihr damals da alle mitgemacht?
    Ich möchte in keine solche Situation geraten.
    Vielleicht fragen uns unsere Kinder in 10 Jahren: Warum habt ihr alle mitgemacht?
    Nun ist die Situation natürlich nicht vergleichbar, aber wer weiß, wohin uns das noch führt.

    Bei mir sind die Baumwipfel weiß, welche Überraschung nach den warmen Tagen.
    Balkonien muss heute geschlossen bleiben.....:-)))
    Schönen Samstag
    hibisca

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    1. ja. es ist kühl geworden.
      mitmachen: wenn nachteile drohen, lässt man sich schnell überzeugen.
      liebe grüße zu dir

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  4. Interessant, was du bei dir zu Hause so alles findest!
    Man kann heute leicht fragen, warum habt ihr damals mitgemacht, nur waren die Lebens-Umstände andere als wir sie uns vorstellen können... Bin aber überzeugt, dass menschlich sein immer möglich war und ist!
    Heutzutage sollten wir alle wachsam bleiben!
    lg aus dem bewölkten Wien, wenigstens ist das unnatürlich warme Wetter verflogen

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    1. es erstaunt mich auch, welche entdeckungen ich bei mir mache.
      liebe grüße aus dem kühlen waldviertel

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  5. Damals wie heute das gleiche Muster.
    Warum macht ihr heute alle mit???
    Unsere Kinder haben keine Schulkontakte und müssen mit Maulkorb rumlaufen, sie werden in Angst und Panik ver-
    setzt, dürfen die Gro0eltern nicht besuchen und sitzen vereinsamt vor dem Tablet.
    Eltern bangen um ihre Arbeit verlieren den Job, bangen um ihre Existenz.
    Ja was muss denn noch alles noch passieren, bis ein Umdenken stattfindet?
    Es geht nicht um unsere Gesundheit, es geht heute nur um Geld und Macht.
    Und die Kirche spielt wieder mal mit, ich bin mehr als enttäuscht, ich hätte mir nie
    vorstellen können das es mal wieder so weit kommen wird.
    Darf ich fragen um welchen Schriftsteller es sich bei dem Liebhaber der Mutter handelt?
    Ich bin gelernte Buchhändlerin und sehe mit Schrecken wie viele Autoren heute unter Zensur stehen.
    Interessierte Grüße von Sonja

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    1. namen nenne ich nicht. und viele menschen schweigen, weil sie angst um ihre existenz haben.
      liebe grüße

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  6. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, wo der Schulunterricht mit hochgestrecktem Arm und Führergruß begann. Alltag mit geistiger Ausrichtung.

    Heute zu fragen, warum habt ihr das mitgemacht, ist Schuldzuweisung von Jenen, die außerhalb des Systems leben können. Wer täglich vor vollen Tellern sitzt, kann leicht in überheblicher Herablassung einen Arbeitslosen fragen, weshalb dessen Familie in Second-hand-Klamotten herumläuft.

    Ich habe keinen Grund für Schuldgefühle weil ich im anerzogenen Zeitgeist mit Begeisterung im Alltag mitschwamm. Mich beunruhigt heute mehr die Frage, wie mein Leben verlaufen wäre, hätte es den Systemwechsel nicht gegeben. Diese Perspektive macht mich nachdenklich, und da habe ich vor mir selbst Angst.

    Blinkyman

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    1. mich wundert eben nur, und da nehme ich mich nicht aus, was alles möglich ist und was der mensch mitmacht. aus den verschiedensten gründen.
      liebe grüße

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