Freitag, 28. Juni 2019

GLAUBENSSÄTZE


Alles, was ich sage, ist falsch.
Nichts ist so beständig, wie die Unsicherheit.
Heute gesund, morgen krank.
Nur das Schweigen spricht Bände.
Nie werde ich etwas wissen.
Ewig ist die Dummheit.


Donnerstag, 27. Juni 2019

SOMMERLOB


So mühsam und schrecklich das Winterleben hier im Waldviertel ist,
so wunderbar ist der Sommer.
Wenn es heiß ist.
Mein Haus wird nie heiß.
Dicke Steinmauern.
Des Morgens überlege ich, welche Strecke ich zu welchem Teich rollere.
Viel über Schotterstraßen,
obwohl ich in diesem Jahr nicht so schotterstraßenbegeistert  bin.
Und dann komme ich noch vor den mehreren Menschen zu einem traumschönen Teich,
beglücke die Fische mit meinem Körper,
lasse Libellen an den Zehen knabbern.
Irgendwo trinke ich vielleicht einen Kaffee und lese Tageszeitungen.
Mittags bin ich wieder daheim.
Bin schon das erste Mal glücklich,
weil der Tag bis jetzt einfach nur schön war.
Dann trinke ich Wein oder Bier,
koche Salat, Flammkuchen, Kartoffeln oder  Gemüse.
Obst, Kaffee.
Und dann trödle ich mich durch den weiteren Tag.
Das einzig Unangenehme ist - es gibt später nix mehr zum Essen.
Ich lebe das Leben, das ich immer leben wollte.
Eigentlich müsste ich viel glücklicher sein.


Mittwoch, 26. Juni 2019

LANDLEBEN


Mein Nachbar hat wieder Brot gebacken.
In einem Holzofen, einem kleinen Häuschen, gemauert aus Granit,
das abseits vom Wohnhaus steht.
Holz wird gefeuert, wenn es abgebrannt ist,
wird die Asche herausgeräumt,
dann werden die Brotlaibe in die heiße Höhle geschoben
und mit der Resthitze gebacken.
Schmeckt ziemlich köstlich und ist immer ein Angriff auf die Zähne.
---
Ich bin beleidigt.
Mit der Natur hab ich es heuer nicht so.
Meine Rest-Zimmerpflanzen sehen bedenklich aus.
Paradeiser werden sowieso nix.
Nur dem Salat geht es gut.
Und auch das gepflanzte Kirschbäumchen schwächelt.
Dauernd gelbe Blätter (schlechte Erde?), Schädlinge und Wühlmäuse.
Wühlmäuse sind überhaupt Thema.
Und über Vogelzuzug muss ich mich ärgern.
Amseln!
Wer braucht die.
Jedenfalls fressen sie schneller als ich die Walderdbeeren rund ums Haus.
Nächstes Jahr werde ich die Blüten abmähen.
Wenn ich die Früchte nicht bekomme, den Amseln gönne ich sie auch nicht.
Brüten sogar bei mir in der Hecke.
Je mehr ortansässige Vögel verschwinden,
desto größer wird der Zuzug von Amseln, Krähen, Elstern, Tauben.
Invasive Arten.
Sind nicht zu brauchen.
Sollen in der Stadt bleiben.


Dienstag, 25. Juni 2019

WIE GEMALT


In dem Wolkenwasser kann man schwimmen.
Das ist wie Teil eines Gemäldes zu sein.


Montag, 24. Juni 2019

DER HAUSBAUM


Im Winter ist der alte Apfelbaum ein Vogelbaum und auch ein Wildfütterbaum.
Jetzt ist er ein Schattenhängemattenbaum.
Im Stamm sind Narben und Verwundungen.
In das faustgroße Loch habe ich mit ein wenig Bange hineingegriffen,
nix hat mich gebissen,
aber man weiß ja nie.
Für den Specht gibt es eine Menge Nahrung,
wenn er am Stamm auf- und abrennt.
Fotos habe ich gesucht,
um sein Alter herauszufinden.
Wahrscheinlich sind wir ziemlich gleich an Jahren.
So ein Baum ist um einiges nützlicher als ein Mensch.




Freitag, 21. Juni 2019

LUXUSPROBLEME


Meine Probleme zur Zeit sind der reinste Lebensluxus.
Wenn ich zu einem Teich rollere,
brauche ist feste Kleidung.
Und das ist so mühsam beim An- und Ausziehen.
Mit dem Auto könnte ich halbnackt fahren,
aber es muss der Zweiradler sein.
Je mehr ich anhabe,
desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit,
dass mich ein Gewitter erwischt.
Bevor ich meine richtig gute Motorradbekleidung hatte,
bin ich ständig im Regen bis auf die Haut nass gefahren.
Seit 2 Jahren regnet es nie,
wenn ich unterwegs bin.
Auch sonst bewegen mich zur Zeit nur Dinge
in dieser Größenordnung.
Das ist gut.
Kann man so lassen.


Donnerstag, 20. Juni 2019

DIE STIMMEN DER NACHT


Weil es so warm ist,
habe ich nach vielen Jahren wieder einmal das Uraltzelt im Innenhof aufgebaut.
Lieber hätte ich es irgendwo bei den Felsen,
aber ich bin ein wenig jägermisstrauisch
und möchte nicht nächtens einen Überraschungsherzinfarkt bekommen.
Und schief steht das Ding,
weil ich das Gras wegen der vorhandenen Walderdbeeren wachsen ließ.
Daheim zelteln hat die Vorteile:
man kann jederzeit ins Bett ausweichen
und ich nehme Polster und Decken ins Plastikhüttchen.
Und dann lausche ich den Stimmen der Nacht,
dem Ruf des Käuzchens,
bestaune zwischendurch den Mann im Mond
und spiele Naturabenteuer.

Mittwoch, 19. Juni 2019

SCHEUSSLICHKEITEN

Weil ich etwas gesucht habe,
bin ich über die Grenze ins Tschechenland gefahren,
wo es diese ganzen Scheußlichkeiten zu kaufen gibt.
Ich habe nix gefunden
und nur die Fotos mitgenommen.
Obwohl den Atlas, der die Welt stemmt,
den könnte ich mir gut bei meinem Haus vorstellen.
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Und weil ich in den letzten Tagen einen einzigen gescheiten Satz gedacht habe,
muss ich den niederschreiben.
Das mit dem Alter ist solange mühsam,
bis man darauf vergessen hat,
was vorher möglich war.
Wenn man sich nimmer erinnert,
wie gutes Sehen geht,
ist man mit dem Istzustand auch zufrieden.
Also ist im Alter das Vergessen alles.
Oder man erfindet für sich ständig neue Dinge,
die man mit nix vergleichen kann.






Dienstag, 18. Juni 2019

WELTRETTER


Dass die jugendlichen Menschen auf die Straße gehen
und die Welt retten wollen,
finde ich außerordentlich lobenswert.
Wenn ich mir vorstelle,
dass ich bereits 1984 einen Bioladen hatte
und dass uns damals schon die Konsequenzen der Untaten an der Natur bewusst waren
und in welchem Ausmaß der Zustand der Erde sich in der Zwischenzeit verschlechtert hat,
dann fange ich wiedermal zu überlegen an,
ob ich nicht auch ein wenig mitretten möchte.
Aber angesichts der stumpfen Trägheit der Masse - und da nehme ich mich gar nicht aus -
vergeht mir jede Lust schon beim Gedanken daran.
Ich müsste ständig sagen:
Aufhören mit dem Zubetonieren,
den Konsumrausch beenden,
den Energiehunger stoppen,
keine alten Bäume fällen,
Wirtschaftswachstum ist die Beschleunigung des Untergangs ....
Und das mag doch keiner hören?!
Glück und Zufriedenheit liegen jenseits der käuflichen Güter.


Montag, 17. Juni 2019

MENSCHENSTILLE



In den letzten Tagen bin ich so viel gerollert.
An der Donau wurde das Jahresservice für den Zweiradler gemacht.
Einen neuen Hinterreifen und einen Antriebsriemen hat er bekommen.
Die Tage sind wunderbar.
Ich war ganz allein am stillen Waldteich.
Das Wasser ist schon gut schwimmbar.
Am Damm blühen Lupinen und es ist unbeschreiblich schön.
Diese Sommertage fernab jeder Hektik, jenseits von Menschenzusammenballungen
machen mich schlicht und ergreifend glücklich.
Im Sommer ist das Waldviertel einzigartig.
Da kann ich es keinesfalls verlassen,
denn nirgendwo ist es besser.



Freitag, 14. Juni 2019

ENTSCHEIDUNGEN


In letzter Zeit habe ich viel Tennis geschaut.
Es kommt ja nicht oft vor,
dass ein Österreicher Weltspitze ist.
Und diese gnadenlose Entschlossenheit zum Sieg,
dieses Weiterkämpfen nach den ärgsten Fehlern,
bewundere ich.
Ich bin eine, die nach falschen Entscheidungen in der negativen Energie zu lange hängen bleibt.
Ich habe oft bemerkt, dass erfolgreiche Menschen im nachhinein keinen Gedanken an Missgeschicke verschwenden.
Sie machen nicht weniger Fehler,
sie lassen sich davon nicht aus der Spur bringen.
Ich bin auch entscheidungsschwach.
Was wirklich nervig ist.
Sehe das jetzt beim Rollern.
Kann vor einer kommenden Kreuzung die längste Zeit überlegen,
ob ich dann rechts oder links fahren will.
Stelle mir die beiden Varianten im Geiste vor
und weiß es bis zum letzten Moment nicht.
Mich wird es noch einmal in der Mitte der Straßengabelung hinschmeißen,
weil ich es mir im letzten Augenblick anders überlege.
Generell bedeutet das für mein Leben:
ich mache viele Sachen nicht,
weil ich mich nicht entscheiden kann.
Was unterm Strich wahrscheinlich auch egal ist.
Mehr Lebenskilometer bedeuten nicht unbedingt mehr Erfüllung. 



Donnerstag, 13. Juni 2019

SOMMER



Im Sommer verwildere ich samt Haus zusehends vor mich hin.
Die offenen Fenster haben zwar Fliegengitter,
aber bei den Türen, die ins Freie führen,
flattern Insekten ein und aus,
ich laufe hin und her bis der Boden in den Räumen voller Naturmist ist.
Der Dreck bringt das gute Gefühl von Sommerwärme ohne Zwang und Einengung.
Für mich müsste es nur diese eine Jahreszeit geben.
Beim Rollern sind das beste die Gerüche.
Schwere Wogen voll süßlicher frisch gemähter Blumenwiesendüfte schwappen über mir zusammen.
Sonntags bei Häusern Schnitzel und jetzt oft Grillereien.
Schwein und Wurst am Feuer.
Landluft.
Ställe, Jauche auf Wiesen.
Da muss ich schneller vorbeifahren.
Sommer ist Glück.


Mittwoch, 12. Juni 2019

VERHEXEN


Durch die Wälder streife ich.
Mächtige Steine,
plätschernde Bachläufe.
Manchmal finde ich etwas Tierisches,
wie diese angeknabberte Abwurfstange.
Das nehme ich als Beute heim
und drapiere meinen Eingang damit.
Ich verhexe zusehends.



Montag, 10. Juni 2019

UNENDLICHE GESCHICHTE


Zwei unendliche Geschichten habe ich fast abgearbeitet
und kaum habe ich mich versehen,
tut sich die nächste auf.
Vielleicht besteht das Leben aus unendlichen Geschichten?
Aber die Erdenzeit ist doch außerordentlich endlich?
---
Mit dem Liebesleben von Blindschleichen kenne ich mich gar nicht aus.
Beim Grasmähen habe ich ein Knäuel gefunden.
Eine Schleiche hatte die andere in den Kopf gebissen und es sah sehr nach
Verschlingen aus.
Ich habe die beiden getrennt (etwas mühsam)
und ich glaube, die gerettete Echse sah glücklich aus.
Aber genau werde ich das nie wissen.



Freitag, 7. Juni 2019

STADTERLEI DIE ZWEITE


Echt.
Jetzt tut es mir leid, dass ich die Kamera wegen meiner Überladung nicht dabei hatte.
Ich war in der großen Stadt.
Und es war erfolgreich und seltsam auch.
Mit Lokalen habe ich es gerade nicht so.
Tappe in Touristenfallen,
schlecht und überteuert.
Und dann muss ich mal aufs Klo
und beim Zurückkommen sitzen an meinem Tisch andere Leute
oder im näxten Lokal gehört die Bedienung wegen Unfähigkeit zum Tellerwaschen verurteilt.
Zukünftig mache ich keine Experimente mehr.
Essen auf altbekannten Wegen.
Aber sonst war es gut und schön.
Und bunt.
Und nicht zu warm, da der Himmel bedeckt war.
Und jetzt ist wieder Schluß mit Städten.
Jetzt gehören mir Wiese und Wald und der Roller.

Donnerstag, 6. Juni 2019

STADTERLEI


Wiedermal in Linz.
Meist lasse ich  das Auto 25 km vor der Stadt stehen,
obwohl im Zentrum die Garage auch ok ist.
Mit der Bahn bin ich mehr zu Fuß unterwegs,
dafür komme ich bei der Rückfahrt in den Genuß der Imbissdüfte
der Mitreisenden.
Aber alles gut.
Ich mag Schienenstränge.
Hat etwas Verlassenes -
der letzte Zug ist abgefahren.
Ungewisse Ziele.
Über der Vergangenheit wächst wilder Mohn.
Natürlich bin ich immer zu warm angezogen.
Im Waldviertel des Morgens 9 Grad
und in der Stadt dann ganz schön Sommer.
Nix erlebt.
Nur den deutschen Bundespräsidenten Steinmeier gesehen,
der mit einer Delegation Linzer Straßenbahn gefahren ist
und dem begeisterte Ortsansässige die Hand geschüttelt haben.
Ich war sehr versucht zu fotografieren,
aber dann doch nicht.
Wahrscheinlich waren wichtige Österreicher auch bei der Gruppe,
doch in der Geschwindigkeit niemanden erkannt.
Jedenfalls wurde umweltbewusst Sonderstraßenbahn gefahren,
aber die ganzen Begleitfahrzeuge von Polizei, Sicherheitsdienst und Notarzt!
summierten sich gewaltig.
Nachgelesen:
Es war das Staatsoberhäuptetreffen in Linz.
Alle zum Anfassen.
Glückliches Österreich.
Im Dachgartenwirtshaus gegessen
und das war es auch schon.
Kann man alles machen,
man muss es aber nicht unbedingt haben.





Mittwoch, 5. Juni 2019

GLEICHMASS


Weil ich mangels Essen so viel Tee in mich hineintrinke,
musste ich ein neues großes Heferl besorgen.
Free and Wild.
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Free and Wild.
Ich streife durch die Wälder.
Stundenlang.
Meist auf gleichen Wegen.
Eingebettet in ein Maß.
Gleichmaß.
Dem Gegenteil von Abenteuer.





Montag, 3. Juni 2019

TARNEN UND TÄUSCHEN


Alt zu sein ist gar nicht modern.
Ich habe meine selbst abgeschnittenen Haare bei der Dorffrisörin
begradigen lassen
und sehr ungewollt diverse Meinungen und so ziemlich alles, was sich im Dorf und rundherum tut,
inklusive der Todesfälle, Hochzeiten, Krankheiten etc. mitgehört.
Auch die österreichische Interimsbundeskanzlerin wurde besprochen.
Zu viel Botox. 
Frauen verzeiht man nix, wo doch Politiker und sonstige öffentliche Männer heutzutage auch künstlich verjugendlicht sind.
Ich sag es ja,
Alter ist nicht modern
und die Trendwende zu diesem Thema werde ich wohl nimmer erleben.
Schade.
Denn hochgeschätzt zum Faltenmonster zu verkommen,
wäre sehr schön.
Es wird eine Zukunft geben,
wo Verfall und Verwelken hipp sein werden.
Inzwischen müssen wir die Kunstgesichter im öffentlichen Raum hinnehmen.
Tarnen und täuschen.