Sonntag, 7. Juni 2015

EINSIEDLERIN



Immer ist alles so, wie es noch nie war.
Und jetzt ist die Einsiedelei pures Glück. 
Ich mag gar nimmer raus in die Welt, mag kaum Leute treffen. 
So viele stille Plätze kenne ich ringsum, meist bin ich dort allein, nur zu Wochenenden lässt man Arbeitssklaven aus den dunklen Höhlen, dann wandern, biken und rennen sie herum. Begierig in wenigen Stunden aufzuholen, was sie die ganze Woche versäumen. 
Wenn man mich heute fragt, was ich mache, antworte ich: "Ich bin Einsiedlerin" und ernte Erstaunen. Zuletzt bei Dr. Worseg, der meinte, jetzt habe er auch eine Einsiedlerin kennengelernt.
In den vergangenen Jahren war nicht immer alles eitel Wonne. 
Ich habe mich manchmal einsam gefühlt, war traurig, habe Einiges entbehrt. 
Doch jetzt gerade ist es gut, es fehlt nix. 
Irgendwo habe ich gelesen (und natürlich die Fakten und Details vergessen), wie heilsam Wald ist, wie Bäume mit unseren Körperzellen kommunizieren.
 Ich hab das immer gespürt, auch ohne wissenschaftliche Untersuchungen. Deswegen betrauerte ich die vielen ganz alten Bäume, die in den letzten Jahren gefällt wurden. 
Da geht Wissen, Weisheit und Kraft verloren.
Und jetzt werdet ihr mich für total verrückt erklären -
ich habe mir beim Drechsler eine Holzkugel ausgesucht und
inzwischen eine zweite ziemlich große aus Linde machen lassen.
Eine liegt bei mir im Bett.
Beruhigt meinen Schlaf und fühlt sich lebendig an.
Ich mag sie sehr.
Ja, die Einsiedlerin ist durchgeknallt.


21 Kommentare:

  1. Gottlob! Durchgeknallte Menschen sind mir die Allerliebsten. Es gibt leider viel zu wenige davon.

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    1. ich bemühe mich den durchgeknalltenprozentsatz zu steigern.
      lg

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  2. wie ich dich verstehen kann. mit allem ............
    immerhin haben wir fast gleiche äußere lebensumstände (räume). möge die welt nicht enger werden und die menschen endlich die natur achten.
    hundkatzemaus

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    1. fein, dass du mich verstehst.
      liebe grüße von paradies zu paradies

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  3. So müssen Einsiedlerinnen sein - stelle ich mir vor: völlig autonom, wandlungsfähig, eigenwillig, sinnlich...
    "Holz anlangen" heisst doch ein alter Ausspruch, wenn man sich selbst Zuversicht zusprechen will. Da sind deine Holzkugeln genau richtig!

    Hab einen feinen Tag in deiner Waldklause!
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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    1. danke. "holz anlangen" kenne ich nicht. muss googeln.
      alles liebe in deinen sommersonntag

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  4. Wow, Ingrid, "nur zu Wochenenden lässt man Arbeitssklaven aus den dunklen Höhlen, dann wandern, biken und rennen sie herum. Begierig in wenigen Stunden aufzuholen, was sie die ganze Woche versäumen." Die (wir) wollen halt auch mal was von heilsamen Kraft der Bäume abkriegen, die du da anpreist... oder steht die nur - hm, ja wem eigentlich??? - zu? Ich schau auch, dass ich (obwohl ich noch arbeite), dann auf Urlaub fahre, wenn nicht alle fahren, aber die Möglichkeit dazu empfinde ich als großes Privileg.Und möchte nicht auf die anderen hinhauen, die dieses Privileg nicht haben. Dass Bäume gefällt werden, heißt nicht nur, dass Weisheit verloren geht, sondern auch, dass du in den langen und erwiesenermaßen kalten Waldviertler Wintern fein einheizen kannst. Mir gefallen Pauschalurteile einfach nicht.... In diesem Sinne wünsche ich dir einen schönen Sonntag, und ab morgen hast du ja wieder deine Ruhe. Liebe Grüße von Bettina, die jetzt auch in die Natur raus will.

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    1. bisserl ironie darf ab und an sein. finde ich. und ich habe die alten dorfbäume gemeint, die in letzter zeit verschwunden sind. fast überall wurden die riesen gefällt. bei kapellen, kirchen ...
      liebe grüße

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  5. Herzlichen Dank für diesen wundervollen Text, Du hast einen meiner Hauptnerven getroffen, voll und ganz, und es ist schon merkwürdig, daß man ausgerechnet im virtuellen Universum, wo ich oft das Gefühl habe, daß da Schatten mit Schatten sprechen, ein Gleichklang im Menschsein entsteht...ach ich weiß auch nicht, wie ich das sagen soll, freu mich einfach über Deine Worte! Viele liebe Grüsse über alle Grenzen hinweg von Margarete

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  6. Hallo Ingrid,
    das mit der feinstofflichen Verbindung von Baum und Mensch ist interessant. Super, dein neuer Bettgenosse .....
    ich denke gerade an Spaziergänge und wie wohl ich mich fühle, bei den Gräsern .... das wird es sein, eigentlich klar, weil ja alles mit allem verbunden ist.
    Ich freue mich schon auf den Spaziergang heute.
    Und zu den Wochenendidioten: Ich weiß was du meinst, und auch ich hatte längere Zeit diesen komischen Streß.Alles konzentriert sich auf das Wochenende. Das hat sich zum Glück geändert.

    Ich wünsche dir und der Katze einen schönen Sonntag
    ganga

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    1. habs auch noch gut im restlichen sonntag.
      liebe grüße

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  7. hmm, manchmal fehlt mir hier in der idylle schon der trubel der großstadt, aber wenn ich dann dort bin, wird es mir oft zu viel. aber die wildnis und die stille im wald sind mir noch immer unheimlich! wahrscheinlich durchlebe ich gerade eine übergangsphase vom großstadtkind zum landpommerantscherl!
    lieben gruß ins waldviertel! susi

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    1. ich habe viele jahre im wechsel zwischen trubel und stille gelebt. und viele jahre auch mit viel trubel. jeden tag ausgegangen ... und jetzt halt viel, viel stille. alles hat seine berechtigung und alles hat seine zeit.
      liebe grüße

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  8. ich muss noch mal was zu den arbeitssklaven, die am wochenende in die natur rauswollen, sagen..........wie erwähnt, wir kennen das auch und können uns ein urteil erlauben.
    es gibt da grob unterteilt zwei sorten wochenendmenschen.
    die eine paßt sich der natur an und die andere möchte die natur an sich anpassen.
    die erste ist sehr gern gesehen.
    letztere sind die pest.
    von denen sammeln wir dann wochentags den müll auf und hören wochenends ihr trunkenes gegröle, oder einfach das gegröle ohne alkohol.
    der see wird mit spülmitteln und duschbad kontaminiert; nach mir die sintflut
    es fällt dem (aus der letzteren kategorie) wochenendmenschen enorm schwer, sich darein zu versetzen, dass es die gegend auch ohne sie schon lange in gewisser und natürlicher weise gibt, dass ihr verhalten unangemessen ist.

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    1. eigentlich hab ich das nur so hingeschrieben. hier sehe ich die leute durch ihr wochenende hetzen. am mountainbike oder laufen. auch in der freizeit muss leistung erbracht werden. müll hinterlassen sie keinen. nur eine schweissspur. :-)
      lg

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  9. im waldviertel ist ja viel platz,da gibt es genügend natur.
    wenn man bei sich angekommen ist,ist man zufrieden und braucht die äußeren ablenkungen nicht.
    menschen die sich daneben benehmen,kann man nur bedauern.

    hat man nicht früher bei jeder geburt ein apfelbäumchen gepflanzt??
    der garten soll uns ja ernähren.
    die verweilenden ahnen hat man auch verehrt.
    das ist allerdings schon noch länger her.......
    das wovon wir getrennt wurden,steht uns nicht mehr zur verfügung.
    systemtrotteln sollen wir sein
    funktionieren sollen wir
    wem nützt das????
    das zeigt uns gerade der perverse G7 gipfel
    und danach das bilderbergertreffen in telfs
    pfui teifl

    sommerliche grüße
    hibisca

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  10. Mir fällt irgendwie nicht mehr zu deinem Post ein als das er dich noch sympathischer macht ;)

    Alles Liebe an dich und deine Kugeln,
    nima

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    1. danke. das ist lieb. :-)
      hab einen schönen abend mit einem kühlen spritzer ( und ich hole mir jetzt einen)
      liebe grüße

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  11. so verrückt und durchgeknallt wär ich auch schon gern, aber leider bin ich noch ein arbeitssklave, zum glück wechseln ich jetzt zumindest die dunkle höhle und betreu in zukunft kinder im kindergarten (hoffentlich im wahrsten sinne des wortes, also viel im GARTEN)................trotzdem lg zur zeit noch aus der stadt, irgendwann hoffentlich aus dem wald

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