Montag, 28. Februar 2011

AHNINNENTOPF

Vor Jahren habe ich mir auf Anraten meiner Hexenfreundin einen Ahninnentopf gemacht, hab aber nie so recht daran geglaubt und die Wunschzettel blieben ohne Kraft.
Eines Tages hat dann die Katze - die wirklich NIE etwas auf den Boden wirft - den Topf vom Kachelofen gestoßen. Damit hatten wir den Fall erledigt. Das ungeliebte Ding war kaputt und die Wünsche blieben weiterhin unerfüllt.
Meine eigene Magie muss ich selbst erfinden. Die funktioniert - oder auch nicht.

Sonntag, 27. Februar 2011

BEWEGUNG

Noch ist der Frühling weit
doch ich spüre
alte Krusten brechen auf
Dinge, die erstarrt auf Erledigung warteten
kommen in Gang
können in Angriff genommen werden
Kreise schließen sich
mit dem zunehmenden Licht
wächst Hoffnung und Lebendigkeit.
Freude kommt auf.

Samstag, 26. Februar 2011

DEMNÄCHST

Unter Schnee und Eis
sprudelndes Wasser
erzählt
von Sonne, Wärme und Frühling
wenn auch die Kälte
nochmals kräftig zubeißt

Freitag, 25. Februar 2011

WEBCAMS

In meiner Favoritenleiste habe ich etliche Webcams gespeichert. Z.B. Stockholm und Venedig.
Kleine Fernwehausflüge zwischendurch - Augenpausen.
Hindenkmomente.
Immer wieder können mich die Errungenschaften der modernen Technik begeistern - ein Klick und schon bin ich dort. Virtuell.
Vielleicht ist das Beamen nimmer weit?
Zwischendurch ein schneller Kaffee im Florian am Markusplatz?

Donnerstag, 24. Februar 2011

KASPERLTHEATER

Ich bin bekennender Lugner-Fan.
Diese Familie ist so peinlich, dass sie schon wieder gut ist.
Kein Comic kann besser erfunden sein.
Der Mörtel übertrumpft sich ständig selber.
Er lässt kein Fettnäpfchen aus, schockiert die ganze Bussi-Bussi-Gesellschaft.
Jetzt will man ihm sogar seine Loge beim Ball der Bälle wegnehmen, weil er einen neuen Coup gelandet hat - Ruby (Berlusconi!) zum Opernball einzuladen.
Sein Vermarktungswille ist unübertrefflich. Er kandidiert für das Bundespräsidentenamt, singt für den Songcontest. Er füllt Klatschspalten, lässt den Blätterwald rauschen, Damen der "Gesellschaft" haben seinetwegen empörungshalber schlaflose Nächte.
Er gehört zu den bekanntesten Österreichern. Sein Werbewert wird hoch und höher.
Selbst neuere Familienmitglieder werden anscheinend direkt aus einem Karikaturfundus importiert. (z.B. Katzi und der zukünftige Schwiegersohn). Sowas kann es ja in echt gar nicht geben.
Für LeserInnen aus dem Ausland, denen Richard Lugner (Mörtel) nichts sagt - um ihn kann man uns in Österreich wirklich beneiden - ständiges Kaspertheater. Grandioser Selbstdarsteller auf unglaublich peinlichem Niveau. Und für 78 Jahre erstaunlich fit.
Ein Lugner zwingt Alltagsgrau raus und Komischbunt rein.

Mittwoch, 23. Februar 2011

VON DER FREIHEIT

Aus dem Buch: "Angriff auf die Freiheit" - Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte von Ilija Trojanow und Juli Zeh.

Benjamin Franklin: "Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren".

John Stuart Mill: "Alle Irrtümer, die ein Mensch wider besseren Rat und Warnung begehen kann, sind bei weitem nicht so schlimm, wie Verhältnisse, in denen andere ihn zu etwas zwingen können, das sie für gut halten".

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"...Wenn die Politik also behauptet, Sicherheit für die Bürger gewährleisten zu wollen, nährt sie einen gefährlichen Irrtum. ... Wann wären Sie denn sicher? Wenn es keine Terroristen mehr gäbe? Oder keine Krankheiten? Wenn Sie das Haus nicht verließen? Wenn kein Freund Sie verriete, kein Geliebter Sie verletzte? Oder wenn der Tod endlich abgeschafft würde? ....

....Es entspricht der Natur des Menschen, vor unwahrscheinlichen Ereignissen mehr Angst zu haben als vor wahrscheinlichen. Wir fürchten uns am meisten vor Dingen, die uns selten bis nie begegnen und die wir deshalb nicht einschätzen können. Es gibt eine Theorie, die besagt, dass uns die Evolution dieses Missverständnis antrainiert habe. Dem Überleben sei es dienlicher, das Risiko von Situationen falsch zu bewerten. Andernfalls würden wir nämlich in kein Auto mehr steigen und keine Treppe hinuntergehen. Um lebensfähig zu bleiben, ist es wichtig, "kein Gefühl" für Wahrscheinlichkeiten zu haben, jedenfalls kein zutreffendes."

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Von Zeit zu Zeit muss ich mir vor Augen führen, wie gläsern und überwacht unser Leben inzwischen geworden ist. Wir verspielen gerade demokratische Grundrechte, für die jahrhundertelang gekämpft wurde. Der Grat auf dem wir uns bewegen ist sehr schmal und Vorsicht ist besser als das Aufwachen, wenn es zu spät sein wird.

Wenn man einen Frosch in heißes Wasser wirft, springt er heraus. Wenn man das Wasser langsam erwärmt, bleibt er sitzen, bis er tot ist - so steht es in diesem Buch. Sind wir Frösche im Lauwarmen oder doch vorsichtige vernunftbegabte störrische unangepasste Menschinnen?

Dienstag, 22. Februar 2011

SCHMUDDELWETTER UND KINO

Mehr als bescheiden ist das Wetter. Grau und kalt, windig - die beste Zeit für Kino. Nach der Kindernachmittagsvorstellung ist der Boden popcornbedeckt und ein süßlicher Geruch nach Automatenfutter hängst in der Luft. Auf der Leinwand große (Tanz)Leidenschaft, starke Emotionen, beim Blut schließe ich die Augen.
Meine Lebensumstände haben jahrelang eine passiv Ballettbegeisterte aus mir gemacht, große Tänzer/Innen durfte ich sehen. Nurejew, Plissetskaja, Baryschnikow, Margot Fonteyn. Lang ist es her, doch die Liebe zum klassischen Ballett ist mir geblieben.
Der Film ist ganz gut, für einen Schmuddelwetterabend ok.

Montag, 21. Februar 2011

MEINE MUTTER

Unser Verhältnis war schwierig
zwischen Hass und Liebe pendelnd
es gibt Dinge, die werde ich ihr nie verzeihen
sie war eine starke Frau
wenn sie einen Raum betrat
ist sie erschienen
sie kämpfte zeitlebens mit Übergewicht
ich war immer schlank
einem Baum gleich lege ich jetzt jährlich einen Ring dazu
und werde ihr immer ähnlicher
manchmal wenn ich in den Spiegel schaue
blickt sie mich an.....
irgendwie bleibt mir nix erspart.

Sonntag, 20. Februar 2011

UNTER UNS SCHWESTERN

Die Scheinwerferlamperln meines Autos gehen immer wieder kaputt.
Das treibt mich in die örtliche Reparaturwerkstätte.
Dort arbeitet ein junger Mechaniker, schön wie ein französischer Filmschauspieler.
Wohlgefällig ruhen meine alternden Augen auf dem bildhübschen Jüngling.
Ja, auch Frauen im fortgeschrittenen Alter haben Gefühle.
Sie gehen meist gelassener damit um als Männer.
Sonst würde ich versuchen dem Jungmann meine Briefmarkensammlung zu zeigen oder ihm eine Modelkarriere versprechen.
Berlusconi bunga bunga.
Wie kommt so ein schöner Mann aufs Dorf??

Samstag, 19. Februar 2011

DIE ABWESENHEIT VON WEISHEIT

Manche Posts, die ich schreibe, entbehren jeder Weisheit.
Sie sind emotional, ichbezogen, ungerecht.
Und oft bin ich unernst.
Augenzwinkernd übertreibe ich in jede Richtung.
Ich finde es schön, dass ich hier sein kann, wie ich bin. Unverstellt. Mich nicht bemühen muss. Mich nicht anstrengen muss, weiser und abgeklärter zu sein, als es Spaß macht.
Danke an alle LeserInnen.

Freitag, 18. Februar 2011

DAHEIM

Daheim ist da, wo alles, was herumkugelt, von mir ist.
Daheim ist da, wo die Zimmertanne aufs Gießen wartet.
Daheim ist da, wo Ausblicke vertraut sind.
Daheim ist da, wo Grenzen zwischen mir und dem Drumherum verschwimmen können.
Daheim ist da, wo sich mein Ich bis zum Waldrand ausdehnen kann.
ICH, ICH, ICH
MEIN, MEIN, MEIN -
GUT!

Donnerstag, 17. Februar 2011

VOM STERBEN

Aus
Das geheime Buch der Frida Kahlo
Francisco Haghenbeck
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Frida Kahlo verunglückt, trifft im Totenreich die Gevatterin, bittet sie ums Weiterleben. Diese antwortet:
" Es ist möglich, dass ein Bild deinen Platz einnimmt, aber ich warne dich, mit den Jahren wirst du mir immer näher rücken, und das Leben, nach dem du dich so sehnst, werde ich dir Stück für Stück entreißen. Es gibt nun mal Dinge, gegen die der Mensch nichts ausrichten kann, aber ich werde dir die Gnade, um die du mich bittest erweisen, allein, weil ich dir dieses schöne Fest verdanke. Bevor wir uns verabschieden, werde ich dir als deine Gevatterin einen Gedanken schenken: Frida, fürchte dich vor dem, was du willst ... solche Wünsche gehen manchmal in Erfüllung....
... Aber ich warne dich: Du wirst dir immer wünschen, du wärest heute gestorben. Ich werde dafür sorgen, dass du dich jeden Tag deines Lebens daran erinnerst."
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Mein bester Freund hat seit Monaten einen Herzschrittmacher nachdem er einen Herzstillstand hatte. Sein körperliches Leben seither ist ein einziger Leidensweg.
Mit diesem Wissen und diesen Erfahrungen möchte ich die erste Chance ergreifen können, wenn sich der Durchgang zwischen den Welten für mich öffnet. Bereit zu sein und ohne zu zögern, ohne zu zaudern die Ebenen wechseln. Das wünsche ich mir als Geschenk vom Leben.

Mittwoch, 16. Februar 2011

DIE LETZTEN SPLITTER AUS DER ANSTALT

Eine tote Fledermaus habe ich gefunden.
Sie ist auch nachdem ich sie in die Sonne transportiert habe,
nimmer aufgewacht.
Der weiße Damhirsch hat sich ins Gegenlicht gestellt.
Hübsch ist er trotzdem.

Den Spruch "mir wurscht" nehme ich mit. Damit kommentierte der Tiroler Schneepflugfahrer alle Probleme der Welt. Zeigt von tiefer Resignation den Widrigkeiten des Schicksals gegenüber. Die Machtlosigkeit des kleinen Mannes. Gefällt mir gut.
Eignet sich hervorragend für Gespräche. Einer erzählt etwas, der andere sagt als Antwort: mir wurscht. So geht das reihum. Überaus anregend und kommunikationsbelebend. Fehlen wird mir auch seine herzliche Begrüßung des
Morgens: "Hier kommt meine einzige Inge!" Quer durch den Speisesaal.

Der Hausmeister, mein zweiter Tischmann, war von früh bis spät unterwegs um den neuesten Haustratsch zusammenzutragen. Alle Namen, alle Geschichten waren sein Revier. Somit war ich mit am Puls der Anstalt.
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Die Abwesenheit von Unglück ist auch Glück.
Ich bin wieder daheim. Danke sagen meine Gelenke.

Dienstag, 15. Februar 2011

VOM PINKELN

Frau spricht darüber nicht.
Die englische Queen macht es gar nicht.
Trotzdem möchte ich einmal darüber reden:
es gibt Situationen, da wäre ich lieber ein Mann.
Und zwar wenn es ums Pinkeln geht.
Dieser Tage war ich bei Schnee und Eis auf den Straßen unterwegs, schwere LKW`s blieben auf einer Steigung hängen, nichts ging mehr, Polizei und im Auto warten, bis der arme spanische Lenker die Ketten an den Reifen befestigt hatte.
Und ich saß da, auf Nadeln sozusagen, weil sich der Morgenkaffee inzwischen seinen Weg durchs System gebahnt hatte.
Wenn ich Mann wäre, stünde ich am Straßenrand vor staunendem Publikum und könnte die Situation auf Männerart lösen.
Im Winter ist alles doppelt kompliziert, Schneewächten rechts und links verwehren jedes Ausweichen ins Gebüsch.
Schreckliche Notsituationen sind mir im Gedächtnis geblieben. Einmal bin ich im Auto stundenlang die Westküste der USA hochgefahren. Zuerst war ich zu bequem um anzuhalten und dann in San Francisco ging es nicht mehr. Ich weiß nicht, wie die Geschichte ausgegangen ist, aber auf ewig im Hirn eingebrannt ist eine Verbindung Sausalito - höchste Blasenalarmstufe.
Tja, so ist das mit Benachteiligungen.
Ich fordere Pinkelfreiheit für alle.

Montag, 14. Februar 2011

ERFOLGREICH

Dem Leben einen Schritt voraus
agieren
so gehen Schicksalsschläge manchmal ins Leere
nicht reagierend
mausängstlich
im Loch verharren
Trauerzugsmusikkapelle

Sonntag, 13. Februar 2011

OHNE TITEL

Zäh dehnen sich Stunden und Tage
in der Gleichförmigkeit des Ereignislosen
Überraschendes ist außerhalb
eine Hülle von Durchschnitt und Langeweile hält mich gefangen
das Wunderbare
das sonst meine Zeit durchschneidet
ist spurlos verschwunden

Samstag, 12. Februar 2011

BÜCHER

Im Ort gibt es ein Buchgeschäft. Sensationell. Ich weiß nicht, ob es dort immer so aussieht, aber bei meinem Besuch war ein mittleres Chaos, leere Kartons, volle Kartons, Bücherberge am Boden gestapelt und jede Menge Leute, die etwas kauften. Tolle Bücher waren zu finden, einfach das Obenaufliegende gegriffen. Ich habe zwar viel zum Lesen mit, kann mich aber nicht darauf konzentrieren, brauche mehr etwas in Richtung Urlaubslektüre. Zwischen all den Haufen lag auf leeren Kartons ein großer roter Kater, seelenruhig schlafend, an der belebtesten Stelle des Geschäftes. Auf meine Anfrage, ob er hier wohne, erhielt ich die Auskunft: "Nein, er kommt auf Besuch, wenn es ihn freut".
Fotoapparat hatte ich - wie immer, wenn es nette Motive gibt - keinen dabei, aber das Geschäft ist ein Bücherlustort - das weiß sogar der Kater.

Freitag, 11. Februar 2011

BOTSCHAFTEN

Verschiedene Gesprächsfetzen
in der Sonne sitzend
an meinem Ohr vorbei
schlecht wird mir von den Un- und Halbwahrheiten
besonders große Menschen
sagen zu Kindern keine Wahrheit
verpacken ihren Tadel, ihre Kritik, ihre Ängste
in andere Sätze
Botschaften, die zwar ankommen
aber nicht verstanden werden können
meine Übelkeit über all die Ungradlinigkeit im Umgang miteinander
macht Magenkrämpfe

Donnerstag, 10. Februar 2011

DER GENORMTE MENSCH

Aus einem Interview mit Susie Orbach, Psychotherapeutin:
"Experten schätzen, dass wir pro Woche in den Medien zweitausend- bis fünftausendmal mit Bildern digital manipulierter Körper konfrontiert werden, mit Körpern, die es in dieser Form in Wirklichkeit nicht gibt. ...
...Manchmal, wenn ich in New York bin, fühle ich mich mittlerweile komplett fehl am Platz. Ich glaube, ich bin dort die einzige unoperierte ältere Frau. ...
Wir akzeptieren Körper nicht mehr, wie sie sind, wir akzeptieren das Altern nicht.
Wir sollen schon mit sechs Jahren sexy sein und mit 70 immer noch, und dann sitzen in den Altersheimen Menschen, die so besorgt um ihr Äußeres sind, dass sie Appetithemmer nehmen. ...
Wir leben mittlerweile in einer Glamour-Kultur mit
Einheitsgröße. So wie es überall auf der Welt McDonald's oder Starbucks gibt, so wird es einen internationalen Körper geben. Einen Körper, der in keinem Bezug mehr zu seiner geschichtlichen Entwicklung steht. ..."
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Diese Entwicklung zieht sich auch durch andere Bereiche. Bis zu einem gewissen Grad erlebe ich es gerade hier auf Kur. Die westliche Medizin ist zu einer Normmedizin verkommen. Genau wird gemessen und getestet, individuelles Wohlfühlen ist nicht gefragt, was nicht in den Durchschnitt passt, darf nicht sein. Es wird mit der Angst operiert, schlechtes Gewissen im Namen der Gesundheit erzeugt, Normen rauf- und runtergesetzt, je nachdem welche Erkenntnisse gerade aktuell sind. Einzig die Pharmaindustrie darf wohlgenährt sein. Wir sollen nicht mehr in Ruhe altern, wir müssen auf ewig fit, gesund, schlank, aktiv sein. Wo sind die Zeiten, da man noch gemütlich die Schritte bis zur Grube gehen durfte? Jetzt muss man agil sein und bis zum letzten Atemzug an einer Kreuzfahrt zum Südpol teilnehmen.

Mittwoch, 9. Februar 2011

VON DER KUR

Vielleicht sollte ich es für LeserInnen aus dem Ausland erklären.
In Österreich, auf der Insel der Seligen, bezahlen Krankenkassen Kuraufenthalte. Es gibt jede Menge Orte, die Kurhäuser haben. Schwefel, Moor, Radon, Sole etc. Viele Leute nutzen dieses Gratisangebot und lassen sich 3 Wochen lang massieren, baden, wickeln. Turnen und schwimmen, kriegen allerlei sonstige Therapien (ich lasse mir Strom durch den Körper schicken - das ist mir total unheimlich). Weil die Angebote von den Krankenkassen bezahlt werden, hat man gewisse Auflagen, die man einhalten soll. In manchen Häusern wird das sehr locker genommen und in anderen weniger. Ich war es bis jetzt sehr frei gewöhnt und diesmal ist es strenger. Ich bin bereits in der Endphase, die Anwendungen waren wirklich gut, meine Gelenke bewegen sich wieder wie geschmiert und eigentlich ist es - trotz meines Gejammers - sensationell, dass das in Österreich geboten wird. Und ich bin dankbar dafür.


Dienstag, 8. Februar 2011

SÜNDE


Manchmal muss es einfach sein -
eine Sünde
ein Kurseitensprung fleischlicher Art
im Geheimen
darum doppelt genossen.
Abseits von der Anstalt.

Montag, 7. Februar 2011

EISKALT UND WINTER

Dieser Tage war ich am Lipno-Stausee.
Kalt und windig war es, wunderschön.
Das Wasser dick gefroren,
die ebene Weite
Schneeglitzern
Eisglitzern.
Der Sturm war ein Gedankenmitnehmer
zurück blieb
das Gefühl von hohem Norden
großer Freiheit.
Was machen Fische die ganze lange Zeit unterm Eis?
Inzwischen ist es wärmer geworden
und kein Esel kann auf der Fläche tanzen.



Sonntag, 6. Februar 2011

ZAUBERMANTEL

Das ist er. Der Paloma Picasso-Zaubermantel, der mich durch die nächtlichen Stunden trägt, im Haus auf Geisterpfaden begleitet.
Nur nächtens habe ich Muße am Computer, tagsüber lugt immer jemand über die Schulter und liest mit. Da fällt mir beim Schreiben nix Gscheites ein, wobei in der Nacht, wenn sich die Türen von Geisterhand öffnen und schließen, bin ich auch stark abgelenkt. Dabei bräuchte ich mich in dem Mantel ja wirklich nicht zu fürchten.
Das ist doch ein Schutzmantel!
Und warm ist er auch.

Samstag, 5. Februar 2011

NOSTALGIE

Der Anblick des Kinos führt mich in meine Kindheit zurück.
Erinnert an Holzbestuhlung und geölten Fußboden.
Nostalgie pur.

Freitag, 4. Februar 2011

GRAU

Wenn Tage wie träges Wasser dahinfließen
Stunden in Eintönigkeit unübertrefflich scheinen
das innere Jammern langweilig wird
der Kopf leergedacht ist
nichts Kreatives durchs Hirngrau dringt
dann rettet nicht mal der Satz:
Hilfe, wer holt mich hier raus?

Donnerstag, 3. Februar 2011

KRAFTORTE

Kirchen sind für mich besondere Plätze, besonders Marienkirchen mag ich gerne, die meist auf Quellplätzen oder alten heidnischen Kultorten stehen. Diese Kirche finde ich besonders heiter, die Deckenfresken aus dem 18. Jahrhundert sind fröhlich, haben für mich etwas Paradiesisches. Die Madonna am Hauptaltar ist eine Schutzmantelmadonna - in manchen Ländern werden diese Figuren im Jahreslauf verschieden eingekleidet - ich finde das nett verspielt, Puppenspiele mit Maria.
Nahe der Quelle gibt es eine Votivtafelwand, die alten Inschriften und naiven Malereien berichten von Nöten, Ängsten und Heilungen der Menschen.
So ein Kirchenbesuch kann die schlechteste Laune vertreiben, meine Begeisterung für die bewahrte Kunst endet in freudiger Beschwingtheit.

Mittwoch, 2. Februar 2011

NEUES AUS DER ANSTALT 2

Letzten Sonntag war ich kurz daheim. Zum Katze streicheln und zum Erholen von der Körpererziehungsanstalt. Zuhause erscheint mir das Kurleben völlig absurd, hat nur ganz peripher etwas mit mir zu tun. Ich falle in eine kindliche Schulsituation zurück. Die beliebten Antworten auf meine Anfragen sind:
haben wir nicht
gibt es nicht
geht nicht
darf man nicht.
Eine gute Gelassenheitsübung erlebe ich gerade.
Da ich hier schlecht schlafe, tapse ich oft nächtens in die Hotelhalle zum Computer. Bekleidet mit meinem bodenlangen Paloma Picasso-Bademantel in dunkelblauer Farbe mit Sonnen, Sternen und Monden gemustert. Das gute Stück habe ich neuwertig am Dorfflohmarkt um zwei Euro gefunden. Ich muss immer lachen - wie ein nächtliches Zaubergespenst schleiche ich durch die Hallen. Ich hätte noch eine dunkelblaue Weihnachtsmütze dazu. Aber das ist dann wohl etwas übertrieben - obwohl, wenn ich noch einen Zauberstab verwende, wer weiß, was mir alles gelingen könnte. In die Flucht treibt mein Anblick sicherlich jeden.
Und hinter meinem Rücken öffnet sich die automatische Tür wie von Geisterhand ein ums andere Mal.

Dienstag, 1. Februar 2011

UNNATÜRLICH

Im Kurhaus gibt es im Hallenbad ein Moorbecken. Das war für mich einer der Gründe, warum ich dieses Haus gewählt habe. Im schwarzen heißen Wasser zu sitzen, das tausende Jahre die verschiedensten Verwesungsprozesse erfahren hat, uralte Erfahrungen der Erde in mich aufzunehmen, durch die Poren dringen zu lassen, die Kräfte zu nutzen.
Im Gespräch mit der Kurärztin meinte sie, dass es das Moorbecken nicht mehr lange geben würde, weil es den modernen Hygienebedingungen nicht entspräche. Schwebstoffe seien im Wasser und zum Unterschied vom Hallenbad sei es nicht gechlort.
Der Hygienewahn unserer Zeit ist absurd, Allergien nehmen rasant zu. Anscheinend ist es besser viel Chemie an die Haut zu lassen, als natürliche Substanzen.
In den USA wird Fleisch radioaktiv bestrahlt um alle Bazillen abzutöten. Mit Obst geschieht das in vielen Ländern. Das hält sich dann fast ewig - wer kennt nicht die Tomaten, die durch nichts zu erschüttern sind. Plastikessen - ohne Leben. Der Wunsch nach Keimfreiheit entspringt der Sehnsucht nach einem konfliktfreien Leben. Nur in der Auseinandersetzung mit schädlichen Substanzen kann ich mich lebendig fühlen und kann in der Zeit wachsen. Sterilität ist unfruchtbar. Ist lebensfeindlich.
Schöne neue Hygienewelt.