Montag, 1. Mai 2023

MEDIZINKRITIK


Bücherkistenfund: 
Werner Schneyder :
 "Krebs"

Weil es sich mit meiner Meinung deckt, ein Auszug aus dem Buch.
Übrigens - in dem Werk gibt es nix zum Lachen. Alles schrecklich.
Es gibt so viele Möglichkeiten zu sterben.
Furchtbare auch.

"Die gigantische Universitätsklinik ist optisch, in ihrer Gliederung, in ihren logistischen Versuchen, Orientierungen herzustellen, eine völlig verunglückte Heilfabrik, der Inbegriff des Inhumanen. Ein Bahnhof, an dem Kranke in die Genesung anreisen und andere Kranke ab in den Tod. Wo die Fahrpläne Makulatur sind, weil die Züge kommen und fahren, wann sie wollen. in fernen Zeiten, wenn sich Medizinhistoriker mit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts befassen, wird man dieses Gebäude, besser: die Gesinnung, die hinter seiner Planung stand, als Beweis für den Irrweg einer der doch menschennähesten Wissenschaften anführen. Das denkt man noch nicht, wenn man in Befürchtung schlechter Nachrichten das Haus betritt. das denkt man sich, wenn man sich erinnert. Schon die Erinnerung macht krank."

Meine Krankenhaus-/Ärzteerfahrungen sind zwiegespalten.
Einmal Leben gerettet.
Die Geschichten, die ich jetzt bei der Hüft-OP gesehen und beobachtet habe,
sind nicht vertrauensbildend.
Der Psyche der Menschen wird kaum Beachtung geschenkt.
Sinnlose OP's werden an alten Menschen durchgeführt,
weil Angehörige keine Verantwortung für die ablaufende Lebenszeit übernehmen wollen.
Wenn es nicht unbedingt sein muss,
sollte man die Anstalten besser meiden.
Dass man mir Medikamente verabreicht hat,
die untereinander unverträglich sind -
naja, solche Kleinigkeiten können passieren.
Jährlich sterben bedeutend mehr Menschen an den Nebenwirkungen von Arzneimitteln
als im Straßenverkehr.
Wenn man in eine Körperbestrafungsanstalt geht,
sollte man im Vollbesitz der geistigen Fähigkeiten sein
und die Wachsamkeit nicht daheim vergessen.
An diesem System muss sich zukünftig vieles ändern.
Es ist kränker als die behandelten Personen.
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Im Fernsehen war eine Dokumentation über Frauen in der Nazizeit.
Aufseherinnen in Konzentrationslagern.
Oder Sekretärinnen, die über Tod und Leben bestimmten.
Die auch mal zum Spaß Leute erschossen oder verprügelten.
Darüber Gedanken gemacht, was meine Rolle in dieser Zeit gewesen wäre.
Eine Rolle ist ja auch zufällig.
Und die Menschin ist zu allem fähig,
so unfassbar es heute erscheinen mag.




 

8 Kommentare:

  1. Auf Welt im Wandel TV gibt es eine Sendung mit dem Thema: Ein Arzt packt aus: Die unglaubliche Wahrheit: Das musst du wissen, wenn du zum Arzt gehst! Ein Medizinethiker aus Deutschland hat Klartext gesprochen. Es deckt sich mit deinen Erfahrungen zu 100%!
    Alles neu macht der Mai, macht die Seele frisch und frei.....hoffentlich
    hibisca

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    1. ja. der mai kann vieles erneuern. mir ist unklar, wie man in dem kranken medizinsystem arbeiten kann. so viele menschen verlassen es gerade.
      alles liebe zu dir

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  2. Wenn wir alle gehen würden, bekämen Menschen wie du auch keine neue Hüfte mehr. Ist es wirklich so schwer, ein bisschen sachlicher und dankbarer zu sein? Es geht zur Zeit sicher nicht optimal, aber immer fleißig hinhauen ist auch keine Lösung. Macht doch einfach mal was besser statt zu raunzen, aber immerhin haben wir dich so gesund wieder hin bekommen, das du Zeit und Kraft dazu hast. Auch ein Verdienst von mir und meinen Kolleg*innen....
    Maria

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    1. Ich denke, jeder ist dankbar für das Gesundheitssystem, das wir haben, und Kritik daran ist selten Kritik konkret an Akteuren im Gesundheitssystem, sondern eher Systemkritik. Kein "frontline personnel" im Gesundheitssystem kann etwas für die Krankenhausarchitektur, die knappe Personaldecke, den Mangel an Zeit.

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  3. Meinst du Körperbestrafungsanstalt als "Besserungsanstalt" für deine eigenen Körperfehler oder -Fehlerverursachung? Ich verstehe nicht ganz, warum du deine gelungene OP jetzt nicht einfach feierst und deiner Krankenkasse DANKE sagst?
    Was hättest du denn besser machen wollen oder können, als du es jetzt gemacht hast? Nicht hingehen?
    Unverständige Grüße, Anna

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  4. Jammern, Kritik und Verurteilungen , damit kann ich persönlich nichts anfangen!
    Ich bin täglich froh und dankbar, was ich noch schaffe ohne Hilfe.
    Mein sechsjähriger Enkelsohn war 2 Tage bei mir, diese Lebensfreude überträgt sich auf mich. Viel und von ganzem Herzen gelacht--die beste Medizin
    Gelegentlich schreibe ich Tagebuch (eigentlich ein Widerspruch, sollte ich täglich ausüben), dann schreibe ich diese heiteren Begebenheiten nieder in der Hoffnung, dass sich mein Enkel später daran erfreut.
    Mit freundlichen Gruß aus Wien
    Heide ( am Smartphone
    . zu schreiben ist eine Herausforderung)

    I

    Herzlich

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  5. @ Werner Schneyder
    Wir haben W. Schneyder, der gewaltig an Stimme, Klugheit und Körpergröße war, seinerzeit im Stastsaal erleben dürfen.
    Beruhigend, dass es ihm gegönnt war "blitzschnell" an Herzversagen zu sterben.
    Von seiner Ehefrau erzählte er, als sie nach 3 Tagen aus dem Koma erwachte sage sie zum Arzt:
    Ach, sie sind also der Mann, der mich am Sterben hindert!
    In diesem Sinne lege ich wieder sichtbarer meine Patientenverfügung für meine Söhne zurecht!

    Es grüßt nachdenklich aus Wien
    Heide

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  6. Leider geht in solchen Diskussionen völlig unter, wieviel Gutes Medizin und Pflege leisten, wieviele kranke Kinder und junge Unfallopfer sie retten.
    Alles Gute allen Diskutanten,
    auch denen, die das Leben nicht mehr so schätzen!
    Wolfgang

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