Samstag, 23. Januar 2010

DER TOTENGRÄBER

Mein nächster Nachbar ist der Totengräber.
Jemand ist gestorben
und am Friedhof
muss das Grab händisch, trotz Eis und Schnee,
ausgehoben werden.
Was sein muss,
muss sein,
meinte der Totengräber.
Jetzt werden die Verstorbenen in der Leichenhalle aufgebahrt.
Früher, wie ich hierher gekommen bin,
lagen die Körper 3 Tage in den Häusern,
und die Dorfbevölkerung traf sich jeden Abend zum Wachten.
In ganz alten Gebäuden gab es über der Tür Luken - Seelenluken,
damit die Seele entweichen konnte.
Ich fand den Brauch schön.
Wenn man daran glaubt,
dass sich die Seele in der Nähe des Körpers aufhält,
hatte sie 3 Tage lang Zeit, ihren Abschied zu begreifen.
Wurde sozusagen hinausgebetet.
Aber neue Gesetze verdrängen alte Bräuche.
Jetzt liegt der Tote hygienisch allein in der kalten Halle.

13 Kommentare:

  1. Hygienisch allein sind auch viele, die noch lebendig sind. Ich finde deinen Ausdruck treffend - sehr treffend!
    Neue Gesetze und neue Formen des Zusammenlebens - oder besser des Getrenntlebens!! - lassen die Seelen der Menschen verarmen.

    Liebe Grüße in Wochenende ganz nach deinem Geschmack - Donna

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  2. donna:
    das gefällt mir - hygienisches zusammenleben.
    ein schönes wochenende für dich
    alles liebe
    ingrid

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  3. Ach doch, ich glaube schon, dass die Seele diese 3 Tage nutzen kann um sich zu verabschieden - als mein Vater starb, da hat er mich 3 Nächte lang besucht, beim letzten Besuch ging er dann, so sah ich es im Traum, er war ein spiritueller und grosser Mensch, so ging er dann auch davon.

    Für mich ist der Tod kein Ende, sondern ein neuer Anfang. Alles ist Wandel auf dieser Erde und Gott sei Dank sind viele Menschen bewusster geworden, wenn auch diese Stimme noch nicht überall durch dringt, so ist sie schon hörbar.

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  4. marie:
    schöne worte, die du schreibst. danke dafür.

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  5. Liebe Ingrid!
    Es ist eigentlich bedauerlich, dass der Tod so einen negativen Stellenwert, Platz in unserer Gesellschaft bekommt. Kein Wunder das die Leute nur noch Angst haben,....vor Diesem,....vor Jenem...und natürlich vor dem Tod.
    Ich fände ein wieder integrieren solcher Bräuche die mit dem Tod, dem Sterben zu tun haben für sehr sinnvoll.
    Liebe Grüße
    Rosi

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  6. rosi:
    du sagst es.
    ein schönes wochenende!
    ingrid

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  7. Ich werd nie verstehen, warum man die Toten so schnell abschiebt. Aus hygienischen Gründen? Ist doch Blödsinn, früher wurde auch niemand krank nur weil man Leichenwache gehalten hatte.
    Ich denke es hat eher damit zu tun, dass niemand mehr Zeit hat, und auch dass man sich vor dem Tod fürchtet und möglichst nicht damit konfrontiert werden möchte.

    Liebe Grüsse
    Brigitte

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  8. Liebe Ingrid,

    ich kenne eine Familie, die haben ihr kleines Mädchen mit nach Hause genommen und drei Tage und Nächte an ihrem letzten Bettchen gewacht. Es fühlte sich so unendlich richtig an, selbst für uns, die wir diesen innigen Abschied nur aus der Ferne begleiten konnten.
    Da waren Schmerzwehen möglich und spirituelles Erleben in Dimensionen, die wir aus unseren Häusern verjagen, wenn wir den Tod (und die Geburt ja übrigens auch!) dort nicht mehr hineinlassen.
    Mich hat das alles sehr viel wacher gemacht, sehr viel bereiter, mich zu öffnen und den Tod aus meinen Gedanken nicht mehr zu verdrängen (wie es ja üblich ist, heutzutage).

    Sooo schöne Bilder auf Deinem Blog übrigens!

    Liebe Grüße
    Uta

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  9. brigitte:
    in österreich gibt es jetzt gesetze, die diese totenwache verbieten. deswegen wurde hier die leichenhalle gebaut.
    lg auf die insel

    rebis:
    willkommen auf meinem blog.
    wie recht du hast.
    aber wer lässt sich schon gerne auf seine schmerzen ein.
    lg

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  10. Der Tod ist bei uns leider - mehr oder minder - ein Tabu.

    Ich merk es immer wieder, sobald die Sprache drauf kommt, die meisten blocken sofort ab.
    Manche sagen auch definitiv, sie wollen nix davon wissen ...

    Für mich ist der Tod nur ein Übergang von einem Sein / Leben ins andre.

    Totenwache verboten, das find ich schlimm!

    Mein 4j Sohn und ich waren beim Tod des Schwiegervaters dabei, auch bei der anschließenden Wäsche durch die Nachbarn und als er in den Sarg gelegt wurde.
    Wir haben uns noch alle verabschiedet, als er noch auf dem Bett lag.

    Das war einfach richtig.

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  11. evaq:
    das ist schön, was du vom tod deines schwiegervaters erzählst.
    und wie war es für deinen sohn? ganz natürlich?

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  12. Für ihn war es natürlich, denk ich.

    Er hat zwar danach gesagt, er hätt den Opa noch gebraucht, Gott hätte ihn nicht nehmen dürfen ...

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  13. Liebe Ingrid,
    auch bei uns in Deutschland verbieten die Gesetze das Aufbahren der Toten im eigenen Haus. Es ist schade, dass sich diese Kultur durchgesetzt hat und den Angehörigen nicht mehr die Möglichkeit des Abschiednehmens gibt. Als meine Schwägerin vor 10 Jahren starb, haben wir dagegen verstossen, da die Kinder ihre Mama gern noch eine Nacht im Haus haben wollten.
    Es tat allen gut.
    Lieben, nachdenklichen Gruß, Petra

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