Samstag, 16. Januar 2010

DONNAS SCHREIBPROJEKT JANUAR 2010

Ein richtiges Januargefühl wollte sich nicht einstellen ...
dachte Clarissa, blinzelte am Pool in die Sonne und ölte ihren schmalen braungebrannten Körper zum wiederholten Male ein.
Wozu Schnee und Kälte, wenn man den Winter gegen Sommer tauschen konnte?
Hier am Strand von Mauritius zu liegen, war unvergleichlich schöner und angenehmer. Am Nachmittag eine Runde am hoteleigenen Golfparcours spielen und den Abend bei einem guten Essen im offenen Restaurant am Meer ausklingen lassen. Herbert war recht unterhaltsam, naja, die große Liebe war er nicht, aber für ihn war sie auch nur schmückendes Beiwerk, das seinem Ego gut tat. Die meiste Zeit war er beschäftigt, hielt mit Laptop und Handy die internationalen Geschäfte am Laufen. Je nachdem, ob die Tagesdeals erfolgreich waren oder ob es Ärger mit den Partnern gegeben hatte, war am Abend seine Laune. Sie musste sich um ihn kümmern, ihn aufheitern mit fröhlichem Geplauder oder ihn im Zimmer später ein wenig massieren und verwöhnen. Das fiel ihr nicht schwer, sie brauchte sich nur das nasskalte graue Wetter in Bielefeld vor Augen zu halten - wieviel unvergleichlich schöner hatte sie es hier. Das bisschen Service, das sie dafür bieten musste, erschien ihr ein angemessener Ausgleich. Ihr Körper war ihr Kapital, sie war Modell, aber wenn sie eine Verwöhneinladung wie diese erhielt, schob sie auch mal eine Pause in die anstrengenden Fototermine ein und frönte dem süßen Nichtstun.
Sie war jung, sie war schön - mit diesem Bonus konnte relativ mühelos eine angenehme Zeit gelebt werden. Und was morgen sein würde, darüber konnte sie sich später noch den hübschen Kopf zerbrechen. Irgendwas geht immer.
Vor Wohlbefinden fast schnurrend bestellte sie sich beim ansehnlichen Poolkellner einen kühlen Drink, betrachtete selbstverliebt ihre frisch manikürten Fingernägel und fand das Leben ganz wunderbar.

9 Kommentare:

  1. Gut geschrieben, womit ich meine, du hast die Oberflächlichkeit gut beschrieben. Eine kleine Momentaufnahme.

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  2. Ja, das süsse Leben der Vorzeigedamen...

    Eine schöne, leicht ironische Studie ist das.

    Gruss, Brigitte

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  3. Ja, ja, die Clarissas dieser Welt ...

    Jeder lebt sein Leben, und kann sich's aussuchen, heißt es immer wieder ...

    Danke, liebe Ingrid, für Deine Geschichte!

    Ich bedien mich bei meinen Vorschreiberinnen, leicht ironische Momentaufnahme, das trifft es total.
    Mir fallen keine besseren Worte dafür ein ;)

    Alles Liebe
    Eva :)

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  4. Wirklich geschenkt bekommt man halt nichts im leben ... auch nicht wenn man umwerfend gut aussieht ;)

    Tolle Geschichte, gut geschrieben

    Liebe Grüsse
    Brigitte

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  5. Manche brauchen wenig. Manche haben wenig und das ist auch noch vergänglich.

    Sehr schön beschrieben. Die typische von der Hand-in-den-Mund Lebenseinstellung.

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  6. Ein Deal ist das, diese Verwöhneinladung! Er wird sich das wunderbare Leben mit all seinem Reichtum noch recht lange leisten können - für sie ist bei diesem Grad der Oberflächlichkeit irgendwann Schluss, dann geht nichts mehr...

    Gut beobachtet, gut geschrieben!

    Liebe Grüße in ein Wochenende ganz nach deinem Geschmack -Donna

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  7. Ich muss mal für Bielefeld eine Lanze brechen:

    Hier bin ich geboren und laufe durch die Straßen.
    Kenn die Gesichter, jedes Haus und jeden Laden (Peter Fox)

    Das Wetter ist nur halb so schlecht wie behauptet.

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  8. Eine Frau, die auf dem Schibergerl sagt:
    'Schick bin ich gar nicht, aber das ist hier völlig egal.'
    beschreibt so genau diese oberflächliche Dame namens Clarissa.
    Das bringt mich gewaltig ins Grübeln ;-)

    Liebe Grüße
    Jorge D.R.

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  9. danke für eure netten kommentare.
    bielefeld ist mir gerade nur so eingefallen - kenne ich gar nicht und ich will die stadt nicht beleidigen. ich wünsche allen bielefeldern das feinste wetter.
    ich bin nur einen sprung daheim und schon wieder dahin, muss die anderen stories nächste woche nachlesen.
    liebe grüsse an alle
    ingrid

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