Herumjammern möchte ich nicht.
Aber ich werde aufschreiben,
was hier bei mir ums Haus nimmer lebt.
Diese Tiere sind in den letzten Jahren verschwunden.
Smaragdeidechsen (wahrscheinlich Trockenheit und fehlendes Nahrungsangebot).
Erdkröten. Detto. Ich habe einige Exemplare vertrocknet auf der Straße gefunden. Konnten am Asphalt nimmer weiter.
Frösche.
Ganz nahe ist ein kleiner Tümpel.
Dort habe ich früher für das winzige Wasserbecken im Innenhof Kaulquappen geholt
und ihnen beim Wachsen zugesehen. Später waren dann kleine Frösche im Gras.
Einmal bin ich mit dem Moped gefahren und der Kübel ist mit den Quappen auf die
Straße gefallen. Massenmord.
Es gibt ganz wenige Schlangen.
Blindschleichen leben in meinem Kompost.
Heuer sehe ich keine Nachtfalter.
Früher war mein Neffe im Sommer eine Woche bei mir.
Er ist einmal bei brennendem Licht und offenem Fenster eingeschlafen.
In der Nacht war sein Zimmer voller Falter.
Er hat sich nicht getraut mich zu wecken
und konnte mit angstgeweiteten Augen nimmer weiter schlafen.
Was ich in der Früh gesehen habe, war schlimm.
Hunderte Nachtfalter in allen Größen.
Fledermäuse sind verschwunden.
Konnte man früher im Dunkeln flattern sehen.
Überhaupt sind kaum Insekten unterwegs.
Das macht sich bei den Vögeln bemerkbar.
Sehr, sehr wenige Schwalben.
Dass Birkhühner ausgestorben sind,
kann ich mit dem fehlenden Unterwuchs im bewirtschafteten Wald erklären.
Das markante Rufen im Frühjahr, war weit zu hören.
Hören: kein Kuckuck in diesem Jahr.
Dafür Tauben! Wer braucht die hier.
Hier bei mir wird kaum Gift auf Wiesen und Feldern ausgebracht.
Aber die Art der Landwirtschaft hat sich verändert.
EU.
Kaum kleine Bauern. Große Ställe mit moderner Technologie.
Die Wiesen werden öfter gemäht.
In modernen Ställen ist kein Platz für Schwalben.
Die Tierunterkünfte sind so sauber, dass es keine Fliegen gibt.
Welche Vögel fehlen, kann ich nicht sagen.
So genau kenne ich sie nicht.
Aber heuer nach dem kalten Frühjahr werden die Bruterfolge gering sein.
Die Storchennester im Waldviertel kann ich fast an einer Hand abzählen.
Was reichlich vorhanden ist:
Ameisen, Mäuse, Wühlmäuse.
Bei mir Marder.
Und Biber sind überall.
Die sind neu.
Ich sehe sie zwar nicht, aber ihre Spuren.
Sogar einen Damm gefunden.
Insgesamt macht es traurig.
Wenn eine einstmals bunte Welt zu einem leeren Raum verkommt.
Tiere gehen leise, ohne Aufschrei.
Irgendwann fällt dir die Lücke auf.
Natur gibt uns Identität.
Zeigt unseren Platz in der Welt.
Nährt.
Hält uns am Leben.
Ein Bild der Blindschleichenzucht im Kompostbehälter.
Es waren viel mehr Exemplare
aber bis ich mit der Kamera gekommen bin,
waren sie fast verschwunden.
Ich glaube, sie haben ein ziemlich gutes Leben im Abfall.