Montag, 8. Juli 2024

VOM STERBEN



 Lars Gustafsson, der schwedische Dichter, schreibt, wie er sterben wollte.

"Es soll ein Tag Anfang August sein
die Schwalben fort, doch eine Hummel
noch irgendwo, die im Himbeerschatten
ihren Bogen ausprobiert.
Ein leichter, doch nicht hartnäckiger Wind
soll über die Wiesen des August gehen.
Du sollst da sein,
aber du sollst nicht viel reden,
mir nur ein wenig über die Haare streichen
und mir in die Augen sehen
mit diesem kleinen Lächeln
zuinnerst im Augenwinkel.
Und dann will ich
nicht ohne Erleichterung
diese Welt verschwinden sehen."

Gefunden bei Ferdinand von Schirach "Kaffee und Zigaretten".
Lars Gustafsson hat sich im April 2016 verabschiedet.

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Ich denke übers Sterben nach.
Alles gelebt. Keine Ahnung, ob ich alles erfahren habe.
Aber es war viel.
Die letzte Neuigkeit fehlt noch. Sie ist nicht wirklich planbar.
Ich möchte nicht unvorbereitet in die andere Wirklichkeit gehen.
Die Ebene wechseln unter Zurücklassung des immer mühsameren Körpers und
all der angesammelten Materie.
Es heisst doch - das letzte Hemd hätte keine Taschen.
Der Gedanke an keinerlei materielle Dinge gebunden zu sein, ist erleichternd.
Sie machen zwar Leben aus, doch beinhalten sie Plage und Schwere.
Wie gut, dass es ein Danach gibt.
Losgelöst. Abgehoben. Schwerelos.
Ichlos.




12 Kommentare:

  1. gerne gelesen.
    und liebe grüße dalassend.
    aljoscha waldwanderer
    .

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  2. Vielleicht liegt es daran, weil mein liebster Mensch 1996 mit 53 Jahren gestorben ist, dass mich der Gedanke an den Tod immer wieder mal beschäftigt. - Ein Cousin, ungefähr im gleichen Alter und auch etwa in dieser Zeit, ist auf dem Tennisplatz umgefallen und war sofort tot. Das ist ja für viele Menschen das Ideal vom Sterben. - Ich möchte um nichts in der Welt wochen-, monate- oder gar jahrelang schwer krank dahinsiechen und meinen Tod herbei sehnen - aber innerhalb von Sekunden in die andere Welt zu gehen, fände ich auch nicht unbedingt erstrebenswert, obwohl sich der Tod nicht nach meinen Wünschen richten wird. Aber eine nicht zu lange Spanne, um noch manches zu regeln, fände ich gut. H. hat im Januar 1996 die Diagnose bekommen und Ende Mai war er tot. - Wenn ich ganz fest an ein "Danach" glauben könnte, wäre es bestimmt leichter zu gehen.
    Clara grüßt

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  3. das hier gelesene gefällt mir, ich gebe seit jahren schon dinge ab: bücher, tücher, vasen,möbel..., zuletzt übernahm unsere enkelin unser haus und wir zogen in eine passende mietwohnung. gefällt mir sehr, kleinere verantwortung, zeit für mich. einen guten tag wünscht roswitha

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  4. wenn man religiös ist, hat man es sicher leichter. wobei gläubige menschen oft auch ganz schön mit dem tod kämpfen. ich denke, bei mir wird es überraschend sein. wie auch immer - alle schaffen den übergang.
    lieben grüß zu dir

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  5. Es ist tröstlich dass alle diesen Weg gehen müssen. Eigentlich gehen wir dann nicht mehr. Wie verschwinden wir? Flutschend, hinübergleitend, holprig sich lösend, tosend, stürmisch, Raketenstart,.....?
    Die Materie die wir zurücklassen sollte doch ein wenig Wert haben, damit wir nicht wertlos abtreten.
    Können wir es uns aussuchen, oder darum bitten, wie unser Abtreten geschieht? Das frage ich mich auch öfters.
    Der volle Neusiedlersee hat mich gestern sehr erfreut. Mögen wir noch viele schöne wunderbare Momente erleben auf diesem Planeten.
    Guten Wochenbeginn
    hibisca

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    1. alle deine fragen kann dir niemand beantworten. schau ma mal, dann seh ma schon!
      liebe grüße

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  6. Geliebte Menschen zu begleiten bleibt unvergesslich!
    Heide

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  7. Liebe Ingrid,
    Du sprichst ein Thema an, das auch mich zunehmend beschäftigt, insbesondere aus den Abläufen in meinem Umfeld. Es hängt sicherlich mit dem Älterwerden zusammen und der Erkenntnis, dass mittlerweile jeder Tag mehr, ein Geschenk ist. Carpe diem.
    Blinkyman

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    1. alles ein abenteuer. wir lieben doch reisen.
      liebe grüße

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  8. Wie gut, dass es ein Danach gibt. Genau! Damit meine ich: wie gut, dass dieses Leben nicht unendlich währt. Und das die Wegstrecke nun rein rechnerisch so viel kürzer geworden ist als das bisherige Unterwegssein.
    Ich denke das auch so wie Lars Gustafsson: schön ruhig, Musik und Farben, schmerzfrei, und ohne ungeklärte Altlasen... Was aber meinst du mit "ich möchte nicht unvorbereitet in die andere Wirklichkeit gehen". Meinst du damit den Nachlass regeln? Wann wäre der aber auch abschliessend geregelt? Oder meintest du etwas Inneres?
    Lieber Lebensgruss, Ursula

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  9. unvorbereitet - es gibt kulturen - z.b. tibeter, da ist es ganz wichtig sich aufs sterben vorzubereiten. damit die seele ihren weg weiß.
    liebe grüße

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