Mittwoch, 19. Januar 2022

ALTERSHEIM


Jemand sagte zu mir:
"Während der Seuche sind im Pensionistenheim  XY  mehr Menschen als normal verstorben."
Ja. Traurig.
Was erwartet man in Häusern, wo die Menschen zum Sterben abgelegt werden?
Da kommt keiner mehr lebend raus.
Die halbwegs mobilen dürfen in der Lebensende-Wartezeit Yoghurtbecher bemalen
oder langsame Kreistänze vollführen.
Einmal in der Woche kommt ein Hund zum Streicheln vorbei
und der Höhepunkt der Tage ist das Gedächtnistraining.
Die Zwischenzeit ist ausgefüllt mit endlos leeren Stunden.
Die Einödstunden eines allerletzten Lebensabschnittes.
Als Kind war ich in Wien auf Besuch bei einer alten Tante,
die nach einem Sturz/Hüftbruch in Lainz gelandet war.
Damals: Säle mit 40 Betten, grauenhafter Gestank, teilweise Gitterbetten,
allgemeines Jammern und Stöhnen ....
Ziemliche Vorhölle.
Da freut man sich, wenn der Tod endlich Zeit für einen hat.
So schrecklich ist es heute nimmer,
aber das aussichtslose Dahinvegetieren ist schlimm genug.




 

13 Kommentare:

  1. Ich bin sicher, dass viele Heimbewohner*innen Corona sozusagen als Ausweg benutzt haben, um endlich gehen zu können...
    lg

    AntwortenLöschen
  2. Die beiden Fotos fangen diese Stimmung ein, die du beschreibst. Alter und Altersheim sind eine Null-Perspektive (für mich). Ich ertrage den Autonomie-Verlust nicht.
    Wobei was ist alt? Meine Freundin wird jetzt 80 und wehrt sich dagegen, als alt bezeichnet zu werden und wenn ich frage: ja wann bist du denn alt? weiss sie es auch nicht.
    Verdrängen als einziger Ausweg aus der Sackgasse?
    Nachdenklich grüsst Ursula

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja. es gibt alte menschen, die gar nicht alt sind. und jüngere, die schon als greise scheinen.
      verdrängt wird das thema sowieso.
      liebe grüße

      Löschen
  3. Ich kenne ein Altersheim mit dem sinnigen Namen "Frohsinn"
    Da hat es jemand umgetauft in ein passenderes "Trübsinn"
    Wie kann man ein Altersheim "Frohsinn" nennen?
    Endstation ist dort, bitte alle aussteigen.......

    Sonnige Grüße
    hibisca

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. frohsinn ist wirklich nicht passend.
      sonnengrüße zurück

      Löschen
  4. deine schilderung ist einer der gründe, warum ich die covid- diskussion um die zu schützenden alten für verlogen halte. wären sie wertvoll wie behauptet, die alten menschen, würden sie nicht so abgestellt, sondern mit ausreichend bezahltem personal umsorgt. für mich geht es nicht um mehr jahre, sondern um mehr lebensqualität. frohsinn ist nur, solange wir selbst wohnen können. liebe, dankbare grüsse, roswitha

    AntwortenLöschen
  5. Du sprichst da ein überaus heikles Thema an.
    Tja, obwohl nicht alle diese Institutionen so grauslig sind, wie wir uns das vorstellen - eine Wunschdestination sind die Alters-Residenzen wohl für die wenigsten.
    Im Alter zuhause dahinvegetieren stelle ich mir allerdings nicht viel prickelnder vor...
    Lieben Gruss,
    Brigitte

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. ja. das thema ist heikel. und niemand weiß eine lösung.
      liebe grüße

      Löschen
    2. Du sagst es, liebe Brigitte. Meine Mutter kam nach drei Stürzen zu Haus mit 92 in ein Altersheim. Doch wie war es zu Haus??? Alle Freundinnen waren inzwischen tot oder konnten so schlecht laufen, dass keine zu Besuch kamen. Die Familie (bis auf mich) ziemlich weit weg und sehr selten zu Besuch. Also im Endeffekt auch mutterseelenallei. Telefonieren war wegen ihres schlechten Gehörs ziemlich schlecht möglich.
      Da hatte sie im Heim durch die Tischbesetzung und einige Gemeinschaftsrunden weitaus mehr Kontakte als zu Haus. Sie haben sich regelmäßig zum Spielen getroffen.
      Sie fand es besser als vorher allein zu Haus.
      Mit Gruß von Clara

      Löschen
  6. Pauschalisierungen sind hier nicht treffend. Das Thema ist ausgesprochen komplex. Seit 48 Jahren betreue ich kranke und alte Menschen in unterscheidlichen Lebenssituationen. Ich habe zufriedene Senioren in Heimen erlebt und völlig verwahrloste Menschen aus häuslicher Versorgung auf die Station übernommen. Unsere demente Oma hat noch jahrelang glücklich in einen, gar nicht mal so guten, Heim gelebt und sogar die Verwandten herauskomplementiert, weil sie keinen Bock auf " Fremde " hatte. Jede Variation ist möglich. Allerdings haben sich die medizinischen Möglichkeiten in den roundabaout 50 Jahren meiner Berufserfahrung eklatant erweitert und hier muss ich sagen, nicht immer zum Besten. Oft ist das Ergebnis nicht im Sinne des Betroffenen. Nach erfolgreicher Reanimation acht Jahre im Heim ohne " Bild und Ton" ernährt über eine Sonde weiterleben zu müssen, das ist nicht mein Wunschprogramm. Hier hilft nur eine, gut abgefasste, Patientenverfügung. Und Angehörige, die es auch schaffen, auf die Durchsetzung des Patientenwillens zu bestehen. Darüber hinaus wünsche ich mir, im hohen Alter beim Bohnenpflücken ( Buschbohnen) tot umzufallen, wie es der Oma einer Freundin vergönnt war. LG Gitta

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. du kennst die problematik aus nächster nähe. einen friedlichen abschied wünschen wir uns wohl alle.
      liebe grüße

      Löschen