VERSACKT

Gestern bin ich vorm Fernseher versackt.

Nachdem ich mir ansonsten die royalen Hochzeiten schenke,

bin ich stundenlang auf der Ofenbank mit Leckereien versorgt gelegen

und hab mir den Ehrengästeauftritt, die Hochzeiter und alle mehr oder weniger blödsinnigen Insiderberichte reingesogen.

Ich wage zu behaupten, die Verehelichten lieben sich gar nicht,

da gibts wohl Vernunftsgründe für den Zukunftsbund.

Jeder denkt etwas zu kriegen, was die eigene Lebensposition verbessert.

Schon im Märchen reiten Prinzen auf weißen Pferden und erlösen unglückliche Mädchen.

Archetypische Bilder sind das für uns.

Die Realität sieht anders aus, magersüchtige Prinzessinnen, sexsüchtige Könige, sonstige Skandale und Unglücke. Der Job für Frauen ist  nicht besonders aufregend. Krankenhäuser besuchen, Schulen eröffnen, Stiftungen betreuen, eigene Kinder - Thronfolger - gebären. Die ganzen Kleider, Hüte, Schuhe und Handtaschen als Entschädigung dafür, können die miesen Arbeitsbedingungen nicht wettmachen. Und die paar Kronjuwelen werden auch weitervererbt. Das alles geschieht im ständigen Licht der Regenbogenpresse. Eigentlich ein bedauernswertes Schicksal.

Da lebt es sich unberühmt, ungeadelt bedeutend ungenierter.

So habe ich an dem Dauerregennachmittag meiner abartigen Romantikseele Futter gegeben.

Und jede Menge absurder Kopfbedeckungen, schillernder  Leute, geschmackvoller/loser Kleider gesehen, zu denen mir von den Sprechern weitere vergessenswerte Informationen geliefert wurden.

Mein Tratsch/Klatsch-Gemüt ist auf Jahre hinaus gesättigt.