Dienstag, 8. September 2020

VOM REISEN



"Warum reisen, wenn nicht dazu gezwungen?"
Heute, vom selben Breitengrad eines anderen Teils Europas heimkehrend,
gebe ich die gleiche Antwort wie seinerzeit bei der Rückreise von Majorca:
"Es geht nicht so sehr um das Reisen als vielmehr um das Abschiednehmen.
Wo ist der, welcher nicht einen Schmerz zu stillen,
nicht etwas Unangenehmes abzuschütteln hätte?"
George Sand, 25. August 1855
Aus: EIN WINTER AUF MAJORCA
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Die  letzten Monate haben mich stark verändert.
Ich muss das immer wieder schreiben,
weil es mich erstaunt.
Eine  Stubenhockerin bin ich geworden.
Nachdem mein ganzes Leben Unterwegssein war,
bin ich ziemlich wunschlos ins Gegenteil gekippt.
Manchmal nehme ich mir etwas vor
und im Laufe des Tages storniere ich es gedanklich wieder.
Was ich mir für heuer vorgenommen habe (wenig),
wurde bei all der Langsamkeit trotzdem erledigt.
Nur Wien steht noch aus.
Aber es ist absolut nix, was mich in die große Stadt zieht.
Nichts ist attraktiv an der Stadt.
Alles seltsam,
wie das gesamte heurige Jahr.
Rollern ist gerade auch nicht,
denn ich habe immer noch Angst.



13 Kommentare:

  1. Das erstaunt mich auch immer wieder, wie grundsätzlich sich manche Gewohnheiten oder Bedürfnisse verändern, ja sogar ins Gegenteil verkehren können. Seien es Sport, Reisen oder zwischenmenschliche Beziehungen. Nichts ist und bleibt, wie es einmal war. Vielleicht ist das ja auch gut so.
    Dein Foto ist mal wieder wunderschön!
    Herzlichen Morgengruss,
    Brigitte

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  2. Diese rastlose Suche nach Ferne ist mir inzwischen auch abhanden gekommen. Ich habe nicht alles gesehen. Was ich jedoch gesehen habe, reicht mir voellig.
    Wenn mir, auf meinen Spaziergaengen, ein Kaetzchen erlaubt es zu kraulen ist mir das heute wichtiger als noch eine Stadt auf der Landkarte abzuhaken.
    Und wenn ich vom Spaziergang retour in meiner vertrauten Umgebung bin, lese ich hier von Ingrids Abenteuern im Waldviertel.
    Viel mehr brauch ich gar nicht.

    In diesem Sinne, danke fuer die schoenen Texte und Bilder,
    Cylonius

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    1. nette worte von dir! ja, man lernt, dass das große/kleine glück nicht hinter der nächsten ecke lauert, sondern da ist, wo man ist. wenn man es haben mag.
      liebe grüße in die ferne

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  3. Werd ich zum Augenblicke sagen:

    Verweile doch! du bist so schön!
    Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
    Dann will ich gern zugrunde gehn!

    Faust I (Faust) - Johann Wolfgang von Goethe

    ... und GOTTvertrauen wird´s schon richten !?!

    Herzlichen Dienstags-Gruß von Annette ✿

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    1. ja. wunschlose augenblicke sind besonder schön.
      liebe grüße

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  4. Gedanklich stornieren tu ich ebenfalls so Manches derzeit...und es geht mir NIX ab...
    Jeden Morgen hier schauen und neue halb- bis ganzphilosophische Einträge zu finden,
    das isses!

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  5. Stubenhocken kommt glaube ich gerade ganz groß raus. Und jetzt wo du so viel daheim bist, könntest du bitte anfangen, dein Buch zu schreiben?

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    1. buch. nein. ich wüsste nicht, was darin stehen sollte.
      liebe grüße

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  6. Du bemerkst, wie sehr du dich verändert hast... das könnte ja heissen, die Motive, die dich ein Leben lang in Bewegung versetzt haben, sind verschwunden, erledigt. Oder du kannst das nun ins Daheimbleiben integrieren. Das finde ich spannend. Haben wir nicht in jungen Jahren viel vom Aussen erwartet, was es dort aber nicht gab? Viel erwartet vom Unterwegssein? Nun sind wir so "weise" dass wir dafür nicht mehr gottweisswohin reisen müssen, sondern es begegnet uns in unserer Nähe...
    Lieber Gruss Ursula

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    1. ja. alles ist in bewegung. wenn auch das außen stillsteht.
      liebe grüße

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