Donnerstag, 30. Juli 2009

LIPNO STAUSEE

Das wird eine längere Geschichte.
Das ist eine Geschichte,
die mich sehr betrifft.
Das ist ein Platz,
wo der Himmel die Erde berührt.
Für mich.
Das ist ein Ort,
wo ich immer glücklich war.
Hier in der Gegend lebte dereinst Adalbert Stifter,
der zu Fuß nach Linz wanderte.
Und seine Romane schrieb.
Das war vor der Zeit des Stausees.


Die beiden oberen Bilder sind vom vergangenen Oktober.
Der Staussee ist 48 km lang
und an dieser Stelle 7 km breit.
Jahrelang war ich immer wieder da,
für einige Tage,
mit dem Neffenkind
oder mit einem Freund
oder allein.
Zuerst haben wir in den schäbigen Häuschen gewohnt,
mit Blick auf den See,
da war Ferienlagerstimmung,
viele Jugendgruppen verbrachten hier ihre Sommertage.
Später gabs dann mein Wohnmobil
und immer den Blick von oben auf den See.
Den Blick bei jedem Wetter,
im Sonnenschein und mit sturmgepeitschten Wellen.
Bootfahren, unter alten Bäumen liegen,
Steinpyramiden bauen,
Sommerglück.
Im vergangenen Jahr hab ich es nicht an den See geschafft,
im Herbst machte ich einen Tagesausflug hierher,
da war das Hotel/Camp geschlossen,
alles verwildert
und die Baumaschinen legten Straßen, Kanäle für eine Urbanisation an.
Der Schmerz traf mich so tief,
dass er mich tagelang beeinträchtige:
---------Mein Paradies wird verbaut---------
Gestern hab ich mich wieder hingetraut.
Keine Baumaschinen,
alles verwildert, weiterhin.
Das Hotel ist geschlossen.
Aber es wird auch nicht gebaut.
Einheimischenauskunft:
"Investment kaputt".
Erleichtert bin ich.
Eine Geschichte schließt sich ab.
Das Neffen-Kind ist fast erwachsen.
Die Glückszeiten am See sind vorbei,
irgendetwas hab ich verloren -------
Ich kann nimmer hinfahren,
aber der Himmel darf weiterhin die Erde berühren.
An diesem sehr speziellen Platz.

7 Kommentare:

  1. Was für eine schöne Sehnsuchts- und Heimwehgeschichte! Und die feinen Bilder dazu!

    Stifter hätte wohl seine Freude daran.

    Liebe Grüsse,
    Brigitte

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  2. brigitte:
    ich versuche ja immer wieder stifter zu lesen - aber ist für mich fast nicht zu schaffen.
    das ist meine herzwehgeschichte.
    lg

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  3. Manche Orte bewahren sich. Ein Stausee ist nicht umsonst ein Stau-See, ich spür das an meinem Lieblingsstausee genauso.
    Auch der Ort, den sie daneben hochgezogen haben, als sie das alte Dorf geflutet haben wächst nicht wirklich an.
    Grüsse, Sam

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  4. tief berühren die bilder, noch tiefer berührt deine geschichte. einen ort, den man liebt so verändert vorzufinden, kommt einem großen verlust gleich, tut bestimmt weh.

    *es wohnet so unsäglich viel liebes und wehmütiges in diesem anblicke* steht bei adalbert stifter. was immer sich seit damals landschaftlich auch verändert haben mag, deine wunderschönen bilder erzählen immer noch davon.

    alles liebe, rena

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  5. Liebe Ingrid!
    Ja,....man fühlt, wo die ganz "speziellen Plätze" sind,...und fühlt sich dann auch ganz wohl da,...und die Erinnerung, auch wenn man nicht mehr dort sein kann, bleibt.
    Ganz liebe Grüße
    Grey Owl

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  6. wie gut, dass deine Bilder deine Erinnerung mittragen,
    die Menschheit ist mitunter doch wirklich dumm.
    wie sonst kann man solch ein Paradies zerstören wollen.
    lg Elfi

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  7. sam:
    ja, das mit dem bewahren stimmt. ich habe auch immer das gefühl, das waldviertel ist ein geschützter, geschlossener raum, der sich öffnungsversuchen widersetzt.

    rena:
    bewunderung. du weisst zu allem den text - sogar stifter kannst du zitieren.

    grey owl:
    ja, die erinnerung bleibt. und bei dem platz habe ich nur gute erinnerungen.

    yogiela:
    der stausee ist sehr groß und an manchen stellen ist in den letzten jahren wild gebaut worden - vorallem von holländern. riesensiedlungen mit allem drum und dran, inklusive schlepplift!
    und so etwas hat man dort auch vorgehabt, glücklicherweise ist der investor vorher pleite gegangen. aber jetzt wird dort wohl lange nichts mehr geschehen und das camphotel verfällt auch.

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