Mittwoch, 23. September 2015

FLUCHTGESCHICHTEN


Mehr oder weniger zufällig mit einem Polen ins Gespräch gekommen,
der eigentlich aus der Ukraine stammt,
und traurig darüber ist,
dass jetzt dort alles zerbombt wird.
Jedenfalls erzählte er mir,
dass es großer Sport in Polen sei,
mit Metalldetektoren den Boden abzusuchen
und die, von den nach dem 2. Weltkrieg geflüchteten Deutschen, vergrabenen Schätze zu heben.
Neben Wertvollerem z.B. auch 200 Gläser eingewecktes Fleisch, das wohl jetzt das Ablaufdatum bereits überschritten hat.
Meine Großmutter, Gott hab sie selig, hat auf der Flucht den Familienschmuck unter einer Eiche vergraben.
Im Irgendwo. 
Die Hüfte hat sie sich beim Flüchten gebrochen.
 Ist bis Wien mit dem Pferdewagen weitergefahren.
Sie war dann lebenslang krumm, was sie nicht daran gehindert hat, über 90 Jahre alt zu werden.
Das Gespräch war beruhigend.
Ständig und immer wird und wurde herumgeflohen.
Nix ist fix.
Und prinzipiell muss das Leben einen tragen.
Hauptsache die Vorräte sind groß genug. 
Damit es später etwas zu finden gibt.


4 Kommentare:

  1. Dein wunderbarer Text strahlt die Gelassenheit aus, die uns allen momentan so gut täte...

    Lass dich tragen vom Leben und sei lieb gegrüsst!
    Herzlich,
    Brigitte

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    1. danke für deinen netten kommentar. ja, gelassenheit tut gut.
      liebgrüße aus dem dunkelgrauen regenherbstanfang

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  2. Deine lakonischen Fluchtgeschichten haben etwas Tröstliches, liebe Ingrid!

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    1. ja, finde ich auch. das gespräch war für mich tröstlich. so tragisch jedes einzelschicksal ist - mit der patina der zeit wird alles bunt und absurd.
      lg zu dir

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