Samstag, 14. November 2009

DONNA´S SCHREIBPROJEKT NOVEMBER 2009


Kalte Novemberluft schlug ihr entgegen, als…

sie das Autofenster öffnete. Die Nacht war dunkel, neblig und feucht. Susanne kannte die kurvige Strecke gut, so oft war sie hier gefahren. Schemenhaft sah sie am Straßenrand die Bäume, der Nebel wurde dichter. Ihre Gedanken waren bei den letzten Stunden. Stunden in Licht und Wärme. Zu ihrer Abschiedsfeier waren viele Freunde und Bekannte gekommen, herzliche bewegende Worte wurden gesprochen, einige Tränen vergossen. Nach all den Jahren war es ein Abschied für immer, sie würde bald heiraten und ihr neues Leben in wenigen Tagen in Griechenland beginnen. Alles war vorbereitet, die Wohnung aufgelöst, der Flug gebucht, der Umzugscontainer gepackt. Costa ihr zukünftiger Ehemann war in Santorin, er bereitete mit seiner Familie die Hochzeit vor. Sie kannten sich seit einigen Jahren - eine Fernbeziehung beschränkt auf wenige Wochen, die sie freinehmen und bei ihm in Griechenland verbringen konnte. In der Zeit half sie in dem Strandlokal aus das Costa und seinen Eltern gehörte. Sie verstand sich mit allen gut. Eine Zeit fernab von Alltag und Sorgen. Rundum glücklich, fröhlich und frei. Jetzt, bei diesen Gedanken, schlug ihr die Nebelluft ins Gesicht - dieses unfreundliche Wetter würde auch bald der Vergangenheit angehören - Sonne und Meer - das war ihre Zukunft. Alles konnte sie zurücklassen - ein völlig neues Leben beginnen.
(Die Kurzgeschichtenschreiberin würde jetzt das Auto aus der Kurve fliegen und die heiratswillige Dame sterben lassen. Schon beim letzten Schreibprojekt hat es einen Toten gegeben. Fällt ihr sonst nichts ein? Denk....
Das würde sich z.B. so lesen:)
Plötzlich sah sie im Scheinwerferlicht schemenhaft ein Reh am Straßenrand, sie versuchte zu bremsen, feuchtes Laub und Temperaturen knapp unter Null Grad ließen das Auto ins Schleudern kommen, ein Aufprall, der Wagen schlingerte quer über die Straße, sie sah den alten Baum, der auf sie zuraste, dachte noch: "Scheiße, das Auto ist sicher kaputt" - und dann war nur mehr Dunkelheit um sie. Besucher der Abschiedsparty fanden sie nach einiger Zeit eingeklemmt im Auto - tot.
Und Costa wartete und wartete. Nicht lange, dann tröstete er sich mit einer anderen Urlauberin, die in Stoßzeiten im Strandlokal bediente.
Das wäre die Wahl der Schreiberin. Aber heute muss es anders weitergehen:
Sie war sehr verliebt in ihren Costa, sie würden eine herrliche Zeit miteinander haben. Jetzt im Winter war auf der Insel nicht viel zu tun und sie würden ihre Flitterwochen genießen können. Der schöne Costa war ihr Traummann. Dunkel, feurig, zärtlich, romantisch, aufmerksam - fast zu viele positive Seiten für einen einzigen Menschen vereinten sich in ihm. Ihr gemeinsames Heim war ein hübsches weißes griechisches Haus mit Blick auf das immerblaue Meer. Wenn sie an all das dachte, kam ihr die Erfüllung ihrer Träume wie ein Märchen vor. Ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
Es kam alles wie es kommen musste. Eine wunderbare Hochzeit, eine schöne Anfangszeit. Dann wurde der Inselprinz immer mehr zum Südlandmacho, die Arbeit im netten Strandlokal ganz schön anstrengend und aufreibend. Die Freiheiten für Frauen sehr auf Heim und Familie beschränkt ........
Nach nicht allzu langer Zeit sehnte sich Susanne in ihr altes Leben zurück - wenn sie doch nochmals bei diesem Tag neu beginnen könnte, als ihr kalte Novemberluft beim geöffneten Autofenster entgegenschlug.

16 Kommentare:

  1. Hallo Ingrid

    Ich finde die Idee mit den beiden Enden super.

    Das erste Ende hat mir eigentlich besser gefallen, wenns auf den ersten Blick auch trauriger erscheint.

    Das zweite Ende deutet aber auf endlose Traurigkeit hin, was genaugenommen doch auch nicht besser ist.

    Wünsche dir ein schönes Wochenende
    Liebe Grüsse
    Brigitte

    AntwortenLöschen
  2. Liebe Ingrid!

    Mir gefallen deine Anmerkungen als Autorin sehr gut. Ein toller Kunstgriff ist dir da gelungen. Ja, das Leben ist kein Wunschkonzert...das hast du sehr anschaulich dargestellt.
    Danke für's Mitschreiben!

    Ein schönes Wochenende wünsche ich dir und verbleibe mit lieben Grüßen

    Donna

    AntwortenLöschen
  3. Hallöchen

    mir gefällt es auch 2 Enden zu schreiben, ich hatte auch 2 im Kopf, hab mich aber für eien Variante entschieden.

    Deine Geschichte jedenfalls hat mir auch sehr gefallen

    AntwortenLöschen
  4. Oh, die arme Susanne, beide Male kein gutes Ende, obwohl bei letzterem Ausgang ... da kann man ja was ändern.
    Tolle Idee übrigens von dir.
    Herzlichen Gruß,
    die Ingrid aus Köln

    AntwortenLöschen
  5. Eine herrlich erzählte fiktive Lebensgeschichte, die einem vor Augen führt, wie von einem Scheitelpunkt aus gesehen alles anders verlaufen könnte. Was im Leben leider (oder zum Glück) unmöglich ist...

    Liebe Grüsse
    Brigitte

    AntwortenLöschen
  6. giggle
    blutrünstig wie meine tochter
    nein nein
    sie ist selbständig genug und kann das leben in griechenlang geniessen
    costa hat in deutschland gelernt und kann immer wieder vom machosein weggeholt werden
    und sie denkt besonders im november daran wie kalt und dunkel es im norden ist
    ( aus der brigitteserie mein mann ist ausländer ) mihihihihihi

    AntwortenLöschen
  7. Das erste Ende 'riecht' mehr nach Krimi, das zweite Ende mehr nach dem echten Leben.
    Und im letzteren Fall hat sie ja auch noch viel Handlungsspielraum in der Zukunft ;-)

    Liebe Grüße
    Jorge D.R.

    AntwortenLöschen
  8. Oh je. Es muss am November und dem Wetter liegen, dass es in vielen Geschichten keinen guten Ausgang gibt.

    Dennoch halte ich beide "Endungen" für möglich. Wäre nicht noch ein dritter und glücklicher Schluß drin?

    AntwortenLöschen
  9. gute idee - zwei varinten zu schreiben.
    doch bei beiden ist costa sich tu geblieben *g*
    lieben gruß
    spini

    AntwortenLöschen
  10. danke für eure ausführlichen kommentare. irgendwie kommen die männer bei mir immer etwas schlecht weg - da arbeitet wohl das unterbewusstsein.

    AntwortenLöschen
  11. Zwei verschiedene Varieanten (wobei ich die Erste vorziehen würde)...das ist mal eine gute Idee!
    Der zweite Schluß wird wohl das Erwachen aus so mancher Romanze sein... gut beschrieben...
    LG, Petra

    AntwortenLöschen
  12. follygirl:
    danke. du meinst tod ist besser als mühsame ehe?
    lg

    AntwortenLöschen
  13. deine geschichte gerne gelesen eben- schockige einschnitte inbegriffen- was für eine gute idee!
    gibt es heutzutage noch mühsame ehen? ach ja doch, ganz bestimmt.
    für mich wäre das nix.
    gruß von sonia

    AntwortenLöschen
  14. sonia:
    natürlich gibt es mühsame ehen - es trennen sich ja nicht alle. und bis es soweit ist, ist es oft jahrelang schwierig.
    aber es ist ja nur eine geschichte und alle sollen glücklich sein bis in alle ewigkeit.

    AntwortenLöschen
  15. Hallo Ingrid,
    eben dachte ich noch, dass wirklich bei allen SchreiberINNen irgendwer aus einer Tür tritt und warum nicht mal jemand einen anderen Eingang für die kalte Novemberluft findet. Du hast es geschafft *lach*. Deine Geschichte gefällt mir mit dem ersten Schluss besser. Nicht wegen der Tragik, sondern eher, weil mir der Erzählstil dort stimmiger erscheint. Er ist flüssig. Beim zweiten Schluß hatte ich das Gefühl, das du zornig warst, als du ihn geschrieben hast, zornig auf einen anderen Macho, der vielleicht Zugang zu deinem Leben hatte (nur so eine Idee, um mein Gefühl beim Lesen zu beschreiben).
    Lieben Gruß
    Elke

    AntwortenLöschen
  16. elke:
    der erste schluss ist stimmiger, weil er mir eingefallen ist. den zweiten hab ich konstruiert. ist aber keine eigene story, ausser dem, was immer eigen ist an geschichten.
    lg

    AntwortenLöschen