Freitag, 24. Juni 2011

VOM TÖTEN

 In einer Kochsendung mit Sarah Wiener wollte sie drei Enten, die sie direkt beim Biobauern aus dem Teich gefangen hatte, töten. Ich bin aus dem Zimmer gegangen, weil ich so etwas gar nicht sehen mag. Es hat schließlich Ragout von einem Tier gegeben und nicht Entenbrust, wie geplant. Die anderen beiden durften noch ein wenig weiterleben.
Wir leben in dem ständigen Spagat zwischen Mitleid und Hunger. Wenn wir alles, was wir essen, selbst umbringen müssten, würde der Fleischkonsum drastisch sinken.  Leben bedeutet immer den Tod von etwas anderem. Auch wenn wir uns nur von Karotten ernähren. Die können uns halt nicht mit Augen ansehen.
Die kleinen Uhu's beobachte ich heuer per Webcam im zweiten Jahr. Vor wenigen Wochen wurden sie von ihren Eltern einige Tage nicht versorgt. Schlussendlich hat das stärkere Junge den schwächeren Bruder attackiert und dieser ist verendet. Bald darauf wurde die Fütterung wieder aufgenommen.
Im Einklang mit der Natur zu leben, heißt zu töten. Leben gibt es immer nur auf Kosten eines anderen. Jeder Tod nährt neues Leben. Wir haben einen verkitschten, sentimentalen Umgang mit Tieren. Einerseits verzärteln wir sie, andererseits lassen wir unglaubliche Grausamkeiten bei ihrer Aufzucht zu. Das Thema hat viele Facetten und ein entspanntes Verhältnis ist noch lange nicht in Sicht. Die Pole, zwischen denen ich pendle, lassen mich auf keine ausgewogene Mitte hoffen.

11 Kommentare:

  1. Du triffst mal wieder voll ins Schwarze, Ingrid!
    Ja, unsere ewigen Jagdgründe. -
    Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

    Hab einen lebensfrohen Tag!
    Gruss, Brigitte

    AntwortenLöschen
  2. brigitte:
    dir auch einen frohen tag! mit vielen genüssen!
    lg

    AntwortenLöschen
  3. Ja, ich gebe Dir recht. Man wird immer in der einen oder anderen Form "schuldig". Aber es ist schon gut, wenn man das Thema nicht einfach vermeidet, sondern hin und wieder darüber nachdenkt. Und nicht einfach alles so macht, wie man es "immer schon" gemacht hat. Und schließlich muß jeder die für ihn passende Haltung dazu finden. Die sich auch gerne über die Jahre ändern darf.

    AntwortenLöschen
  4. Liebe ingrid
    du hast da ein Thema angeschnitten, das mich hier auf dem Bauernhof auch immer begleitet. Du hast es sehr klar auf den Punkt gebracht!! Ich persönlich habe z.B auch Mühe mit der Inkonsequenz der Vegetarier die Milchprodukte konsumieren. Wie kommt man zu Milch ohne Jungtiere und alle kann man ja auch nicht weiterziehen. Die Entfremdung ist gross!! Selber habe ich jedoch auch noch nie geschlachtet und werde es auch nicht versuchen. Nur schon der Gedanke daran lähmt mich!!! Hier in der Region ist das Schlachten von Hasen und Hühner jedoch eigentlich Frauensache!! Fûr meine Nachbarin bin ich ein absolutes "fille de ville". Bin einfach schon in zu fortgeschrittenem Alter in dieses Metier eingestiegen ; )
    Wûnsche dir einen fröhlichen Tag!
    Herzlich Brigitte

    AntwortenLöschen
  5. sanicula:
    ich glaube, es ist auch gut, sich bewusst zu machen, dass wir nur durch den tod anderen lebens selbst am leben bleiben. und das lässt sich nicht vermeiden.
    lg zu dir

    smilla:
    ich stelle mir das am bauernhof schwer vor. wenn du es bewusst machst: ich töte dich jetzt, damit ich dich essen kann .... das geht doch mit unserem weltbild vom "edlen" menschen gar nicht zusammen. aber die meisten menschen, die mit schlachten zu tun haben, machen sich so zu, dass sie das alles gar nicht wahrnehmen. und sind oft dann im umgang mit den tieren besonders grausam.
    hab einen feinen tag mit all deinen lebendigen tieren!
    lg

    AntwortenLöschen
  6. Zu deinem Kommentar:
    In meinem früheren Berufs-Leben hatte ich zwei Metzger, die bei der Geburt ihrer Kinder kippten, als sie das Blut sahen...fand und finde das spannend!
    Biosus brigitte

    AntwortenLöschen
  7. Liebe Ingrid!
    Bei Angelika Aliti habe ich Eintiges über's töten gelesen. Seitdem versuche ich auch nicht mehr alles zu retten. Ich hab' schon mal mit den Fliegen und angefangen (lach bloß nicht...). Wenn Eine halb tot ist, werfe ich sie nicht einfach raus, sondern töte sie schnell.
    Mit dem Essen,geht es mir ähnlich wie Dir. Auf der einen Seite tut mir alles Leid, was getötet wird, damit ich essen kann (von den Zuständen mal ganz zu schweigen), und auf der anderen Seite weiß ich, wenn nicht andere Lebewesen sterben, kann ich nicht leben.
    Mittlerweile bin ich vom wollenden Vegetarier, was natürlich nicht geklappt hat, zum vorerst "goldenen Mittelweg" gekommen.......hab' mit dem Essen irgednwie meinen Frieden geschlossen,....aber im Kopf.....
    Die Notwendigkeit des Tötes...Ja. Aber das wie,....und die derzeitige Tierhaltung.....steckt mir beim essen im Hirn....und ich mag gar nicht dran denken.....
    Liebe Grüße
    Rosi

    AntwortenLöschen
  8. rosi:
    ich glaube, wenn wir dazu stehen können, dass anderes für uns sterben muss, ist es egal was wir essen.
    hab ein feines wochenende!

    AntwortenLöschen
  9. guck ich eine doku über antilopen
    freu ich mich wenn das junge dem jäger entkommt
    guck ich eine doku über geparden fieber ich mit dass die mutter was für ihre jungen fängt
    ganz schön blöd ja
    und wenn ich die blauen käferbäuche sehe muss ich mich immer bücken und sie rumdrehen
    die indianer haben vor der jagd gebetet und sich hinterher bedankt dass sie jagdglück hatten
    das erscheint mir ein guter weg zu sein
    und dass ich der massenhaltung und schlachtung den rücken drehe
    wie sich möhren fühlen mag ich mir nicht vorstellen
    allerliebste grüße
    birgit

    AntwortenLöschen
  10. Dass andere Lebewesen für unsere eigenes Überleben mit ihrem Tode bezahlen, ist uns grundsätzlich bewusst. Ich habe die gegenständliche Sendung mit Sarah Wiener ebenfalls gesehen, sie war fast widerlich und pervers, wenngleich man letztendlich gestehen muss, dass das der Alltag ist, ein Ablauf, den wir nicht wahrhaben wollen und unser heiles Weltbild stört.

    Auch wenn wir híntergründig mit dieser Realität leben müssen, stellt sich die Frage, ob solche Vorgänge in ihrer ganzen Brutalität tatsächlich im TV gezeigt werden müssen.
    Ein möglicher Hintergrund und Appell über die Umstellung unserer Ess- (Fress-) Gewohnheiten konnte ich (leider) nicht erkennen.
    Möglicherweise war die Sarah Wiener-Vorstellung nur ein Vorgeschmack darüber, was wir in nächster Zeit noch alles vorgesetzt bekommen.

    Ich denke da an Live-Übertragungen von Genickschüssen made in China zur Organbeschaffung, minutenlange Todeskämpfe auf den elektrischen Stühlen in amerikanischen Gefängnissen, das Baumeln am Galgen irgendwo, die Massenvergewaltungen in afrikanischen Kriegsgebieten, all das ist gegenwärtig und in den Archiven finden sich sicherlich auch noch Filme über das Massensterben in den Gaskammern.

    Warum wird der Knüppel über den Entenkopf stubenfähig gemacht während lustvoll ejakulierende Penisse inclusive weiblicher Gegenstücke noch keinen TV-Platz als Gute-Nacht-Sendung für Kinder gefunden haben. Mir hat ein lustvoller GV bisher noch nie meine Lebensfreude vermiest, im Gegensatz zu besagter Sarah-Wiener-Knüppelaktion.

    Blinkyman

    AntwortenLöschen
  11. birgit:
    du sagst es. so isses. ich mag so sehr das gedicht von erich fried, in dem er schreibt, dass alles getier, das er rettet zu seinem begräbnis kommen wird. ich sehe dann vor meinem geistigen auge die schlange an käfern und schmetterlingen, die hinter meinem sarg hergehen. :-)
    lg in den samstag

    blinkyman:
    sarah-wiener-fan bin ich nicht wirklich. die szene war eher weniger. ich habe mich schon aufgeregt, wie sie vorher die enten gejagt hat. ich glaube, sie hat auch einmal in einer schule mit den kindern einen hasen geschlachtet. andererseits finde ich es nützlich, wenn man nicht alles was mit dem thema töten zu tun hat, ausblendet.
    und geschlechtsverkehr muss ich im fernsehen auch nicht sehen, da gibts ja pornos für den, der das mag.
    lg zu dir

    AntwortenLöschen