Donnerstag, 9. Juni 2011

DAS LEBEN IST VOLLER GESCHICHTEN

Die Geschichte ist typisch wienerisch/altösterreichisch.
In Wien am Zentralfriedhof ist mein Urgroßvater begraben. Er hat - da ist mir nichts Genaueres bekannt - ein Grab auf Friedhofsdauer und ich glaube bezahlen muss man auch nichts dafür, nur die Grabpflege. Meine Mutter wurde dort bestattet. Vor zwei Jahren ist mein Vater gestorben und ich hab den Gang zur Wiener Bestattung angetreten und zu meinem Erstaunen festgestellt, dass diese besagte letzte Ruhestätte ganz jemand anderem gehört, den es aber anscheinend nimmer gibt. Jedenfalls ist dort in den letzten 60 Jahren keiner, der nicht zur Familie gehört, aufgetaucht. Der beamtete Trauerdiener meinte, ich könnte nachforschen, aber das sei alles sehr kompliziert und das Grab, wenn es den Berechtigten nimmer gäbe, auch ganz schwierig zu übertragen. Oder so ähnlich. Jedenfalls scheint es diese Situation in Wien öfter zu geben, denn er nahm den Auftrag entgegen und fand, an solch komplizierten Sachverhalten solle man besser nicht rühren.
Beim Leichenschmaus gab ich die Geschichte zum Besten. Dass unsere Familie sozusagen fremdliegt, begraben wird in einer unzugehörigen letzten Ruhestätte, sich in Gräber einschleicht.
Wir sind - schwarz gekleidet - zum Staunen anderer anwesender Wirtshausgäste, an diesem ernsten Tag vor Lachen fast unter den Tisch gekugelt.
Von meinen Vorvorderen hätte ich mir gewünscht, dass sie uns in die undurchsichtigen Familienruhe-Usancen bei Lebzeiten eingeweiht hätten.

13 Kommentare:

  1. das ist wahrlich eine verzwickte sache, liebe ingrid.
    ich verstehe nicht, wo ist denn der punkt zum lachen??
    wieso weiss man denn nicht, wer da wo liegt und wieso konnte das passieren.
    hats denn keinen stein, oder ists trotz stein passiert?
    ists denn ein jüdischer friedhof, bei uns haben nur die jüdischen friedhöfe ewigkeitsrecht.
    wie und wo auch immer - ruhe sanft...

    einen schönen tag dir
    rosadora

    die iris ist wunderschön.

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  2. Ja, die Iris ist wunderschön - und bei diesen Grabundurchsichtigkeiten bin ich auch ganz sprachlos.

    Hab einen guten irdischen Tag, Ingrid.
    Gruss, Brigitte

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  3. rosadora:
    wir fanden es witzig, das fremdliegen. stein ja, jüdisch nein. ist irgendwie ein grab auf friedhofsdauer, wegen besonderer verdienste oder so. ich hab keine ahnung, interessiert mich auch nicht.
    lg in deinen tag

    brigitte:
    ja, seltsame verwicklungen können entstehen, sogar nach dem erdenleben.
    lg zu dir

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  4. Fremdliegen... Lachen kann so befreiend sein - nicht nur auf Beerdigungen! :)))

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  5. kvinna:
    es heisst ja auch, nach beerdigungen geht es oft lustig zu. die spannung löst sich und alle sind froh, noch am leben zu sein.
    lg in deinen tag

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  6. Fremdliegen, Fremdschämen... was ich bei dir alles erfahre....eigentlich spannend - aber ein bisschen befremdet mich DIESES Fremdliegen schon...
    Die Lilie ist traumhaft♥
    Wünsche dir einen heimeligen Tag
    bbbbb

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  7. smilla:
    ja, die sache ist seltsam. ist irgendwie typisch für wien. ist zu schwierig, es zu ändern, da lassen wir es lieber so, wie es schon immer war. ich hätte es in ordnung gebracht, wenn der beamte nicht gemeint hätte, das sei zu kompliziert.
    lg in dein schönes franzenland

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  8. sorry, meine nachfrage. es war zu früh heute morgen, um den bogen zu kriegen...
    rosadora

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  9. Herrlich!
    Sowas gibt es hier in D nicht - glaube ich .... hier gibt es zwar alles Mögliche und wir sind durch und durch korrumpiert - aber Fremdliegen, nein, das nicht.
    Allerdings sind die Liegezeiten hier auch befristet und müssen ggf. verlängert werden ...
    Die Arbeitsweise deines verwalterischen Ansprechparteners sagt mir zu. Schlafende Hunde (und Tote) soll man schließlich nicht wecken.
    LG, Sati

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  10. Frau Waldviertelleben, anlässlich der Beisetzung meiner Eltern waren meine Schwiegermutter und ich mit der selben Problematik konfrontiert.

    (Augenblick, ich suche schnell mal meinen Eintrag)

    So, gefunden. In den Kommentaren findet sich die Erklärung dieser zunächst einmal eigenwillig anmutenden Gegebenheiten:

    http://walkuere.twoday.net/stories/18112366/

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  11. rosadora:
    kein grund für sorry. alles bestens.
    lg in deinen nachmittag

    sati:
    ja, wien ist halt doch schon ganz nah am balkan.
    lg zu dir

    walküre:
    danke für die aufklärung. bei uns ist es etwas verzwickter, weil den graberben keiner kennt und das liegt auch schon ewig zurück und da lebt sicher keiner mehr. deswegen können die rechte auch nicht übertragen werden. aber anscheinend spielt das alles keine rolle. hauptsache man/frau liegt irgendwo.
    lg

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  12. Ujegerl, ich habe auch so ein Grab auf Friedhofsdauer, wo meine Urgrossmutter liegt :-)

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  13. wienermädel:
    aber bei deinem grab hat sicher alles seine beste ordnung.
    lg ins schöne ausseerland

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