Dienstag, 21. Juni 2011

ALTERSWEISHEIT

Manchmal, wenn Menschen  zwischen 30 und 40 ihre Statements abgeben, dann erinnere ich mich, dass ich zu dieser Zeit auch alles gewusst habe. Mein Weltbild war klar, ich wusste wo es langgeht (größtenteils), ich war disziplinierter als heute, konnte das Richtige vom Falschen unterscheiden und dachte, dass ich all die Fehler, die ich bei anderen sah, sicher nie würde machen müssen.
Und dann habe ich weitergelebt, habe alle möglichen Höhen und Tiefen nachgeholt, habe begriffen, dass es mit dem Weltbild und dem Wahren und dem Unwahren nicht so einfach ist, habe gesehen, wenn du echt bist, dann lebst du nicht auf einer ebenen Fläche. Denn die Erde ist keine Scheibe, sondern rund wie das Rad des Lebens im Tarot, und manchmal wirst du zum Gehängten mit dem Kopf nach unten.
Jetzt bin ich alt und ich weiß, dass ich weniger weiß, als ich mit 30 gewusst habe.
Da möchte ich mich gar nicht an den guten Sokrates erinnern, der ja auch schon meinte:
Ich weiß, dass ich nicht weiß.
Das ist wohl die Weisheit des Alters.
Das Nichtwissen.
Und am Sterbebett werde ich sagen:
Jetzt war ich so lange da und habe keine Ahnung.

15 Kommentare:

  1. je länger frau lebt, desto grösser ist die fläche, auf die sie schauen kann, desto grösser sind die berge, die sie angesammelt hat und es wird mehr und mehr. letztlich ist es so viel, dass frau die übersicht verliert und das gefühl hat, nichts mehr zu wissen.
    dieses gefühl kenne ich sehr gut.

    es gäbe ein ganzes buch darüber zu schreiben, liebe ingrid,über das nichtwissen,
    schöne grüsse
    rosadora

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  2. rosadora:
    früher hatte ich oft das gefühl etwas vom leben begriffen zu haben. inzwischen sehe ich die unendliche vielschichtigkeit - das allesistmöglich - und merke, dass es nichts zu wissen gibt. dass alles, was wir versuchen in gedanken zu zwängen, letztlich eine täuschung ist.
    lg in deinen schönen tag

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  3. Genial wie du die Altersweisheit auf den Punkt gebracht hast!
    Ich habe unterdessen auch gemerkt, dass ich nur bei mir etwas bewegen kann und dass ich auch gar nicht wichtig bin Für diese Welt.
    ... und dass wissen Macht sein soll, glaube ich unterdessen auch nicht mehr ; )
    Wünsche dir einen fröhlich-bunten Tag♥
    Code: enducksn : )))
    Brigitte

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  4. smilla:
    ja, wir sind gar nicht wichtig für diese welt.
    und doch bist du wichtig - so viel freude machst du uns allen mit deinen wunderbaren bildern aus deinem französischen paradies.
    hab einen besonderen tag!
    lg

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  5. Du sagst Dinge so wundervoll, Ingrid, welche man selbst auch ansatzweise dachte und nun in Klarheit vor sich sieht!
    Ja, das mit dem Wissen/Nichtwissen würde ich so sofort unterstreichen.
    Aber das Formulieren bei dir scheint mir immer exakter zu werden - messerscharf zuweilen. Das mag ich so!

    Liebe Grüsse zum Sommerbeginn,
    Brigitte

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  6. brigitte:
    danke für die rosen, die du mir streust.
    hab auch einen wundervollen sommerbeginn.
    lg

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  7. Ich kann mich Brigitte nur anschließen - deswegen lese ich deinen Blog nämlich auch so gerne ;) Die Klarheit deiner Worte und trotzdem nicht hart - genau das richtige Gefühl!
    Am Thema "Altersweisheit" bin ich heute etwas vorbei geschrammt - aber das macht ja nichts. Ich komme vermutlich morgen wieder ;)

    Liebe Grüße nima

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  8. ........ja, da kann man nix mehr dazu sagen, ausser, gibts das, dass man das mit 40 schon weiss..........und vor allem, was mach ich den Rest meines Lebens ??

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  9. Liebe Ingrid!
    Irgendwie versuche ich immer noch unermüdlich zu lernen, obwohl ich doch weiß,......dass ich nie wirklich irgendwo ankommen werde.....mit dem Wissen,....und auch den größten Teil wieder vergesse. Kann unmöglich alles im Hirn haben. Deshalb hab' ich wohl so viele Bücher.....zum nachschauen.
    In welcher Phase bin ich eigentlich jetzt? Ich denke,....immer noch die "Neugier-Phase", vielseitig interessiert, aber,.....ich sortiere schon immer mehr aus.....
    Liebe Grüße
    Rosi

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  10. was heißt jetzt eigentlich - alt?
    Bin ich alt, mit meinen 63 Jährchen? Ich weiß dass ich nimmer jung und deppert bin, aber so richtig alt und deppert fühle ich mich auch noch nicht.

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  11. nima:
    danke für deine lieben worte. das freut mich.
    lg in deinen tag

    anonym:
    tja, du bist wohl mit 40 schon alt.
    :-)

    rosi:
    das lernen wollen und das neugierig sein, hat sicher nichts mit der vielfältigkeit des lebens zu tun. neugierig muss frau ewig bleiben und lernen auch. und dabei immer wissen, dass es keine eindeutige wahrheit gibt.
    lg zu dir

    ilse:
    ich sage alt, weil ich das wort älter nicht mag. und ich mag auch nix beschönigen.
    fühlen tu ich mich meist wie nicht erwachsen und deppert geht ewig.
    lg

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  12. Hat für mich auch was mit Demut zu tun. Akzeptieren, dass ich nicht alles weiss und erklären kann, bei meinen eigenen Widersprüchlichkeiten und Zwiespältigkeiten angefangen. Nachsicht ersetzt die Verzweiflung der Midlife-Crisis.

    Dazu fällt mir ein Satz von Kurt Marti ein:

    "Am Anfang war Zukunft.
    Dann häuften sich Erinnerungen an.
    Am Ende räumt Vergessen auf."

    Lieben Gruß

    Ulrich

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  13. und mit welcher gelassenheit ich sagen kann
    dass ich nichts weiss...
    manchmal wünsch ich mir ich hätte es damals schon gewusst
    aber nun ist es nicht mehr zu ändern
    unwissende fröhliche grüße dir
    in diese weltecke der wundervollen steine
    so schöne fotos
    birgit

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  14. ulrich:
    das nichtwissen tut keinesfalls weh.
    lg zu dir

    birgit:
    ja, es hat etwas beruhigendes zu erfahren, dass alle maximen, alle weltbilder brüchig sind.
    hab einen freudigen sommertag!

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  15. .........das find ich dann aber gar nicht lustig !

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