In Wien wohnten wir im 3. Stock eines Gründerzeithauses.
Fußnah zum Zentrum.
Hohe Räume mit Flügeltüren und Sternenparkett.
Mein Zimmer war straßenseitig.
Im Sommer um 5 Uhr morgens das Klappern der Hufe der schweren Milchpferde auf dem Stöckelpflaster.
Auch die Brauerei lieferte zum schräg gegenüberliegenden Wirtshaus mit Pferden.
Ausnahmsweise holte ich dort einmal am Sonntag in einem Krug offenes Bier.
Zur nahen Konditorei wurde ich um Petit Fours geschickt.
Dazu tranken wir Kaffee aus Lilienporzellantassen.
In frühen Morgenstunden gurrten Stadttauben vor dem Fenster und ihre Krallen kratzten
übers Fensterbankmetall.
Einmal war ein strenger Winter mit viel Schnee.
Wer sein Auto ausschaufelte - die Anzahl der Motorisierten war überschaubar -
hinterließ in der leeren Schneeburg eine Tafel mit seiner Autonummer
in der Hoffnung, den Platz nach Rückkehr leer vorzufinden.
Wir hatten ein Vierteltelefon,
das an der Wand hing.
Mit Wählscheibe.
Mit Glück war bei den anderen 3 Teilnehmern kein Vielredner dabei.
1503 war die Nummer der Zeitansage.
"Mit dem Summeton ist es 11.49 und 30 Sekunden".
Im Nachbarhaus war die Pfarrbibliothek.
Die ich ausgelesen habe.
Damals schon schrecklich verstaubt.
Gottfried Keller.
Die Geduld hätte ich heute nicht mehr.
Zu Fronleichnam streute ich im weißen Kleid Pfingstrosenblütenblätter aus einem Körbchen, das ich um den Arm trug, auf die Straße.
Mir taten die Blumen leid.
Die totgetrampelt wurden.
Im Namen Christi.
Wunderschön, deine Erinnerungs-Häppchen. Ich kann sie mit meinen auf dem Land nicht vergleichen.
AntwortenLöschenUnd doch tönt alles irgendwie vertraut.
Danke fürs Teilen und herzlichen Gruss zum Wochenbeginn,
Brigitte
ja. häppchen. was mir so einfällt.
Löschenliebe grüße zu dir
Eine Epoche ersteht aus wenigen Worten wieder auf.
AntwortenLöschenja. erinnerungen.
Löschendiese erinnerungen wecken auch in mir längst vergessenes: gelegentlich musste ich meinem vater sonntags mit einem viertelliter-krüglein rotwein in der benachbarten gaststätte holen. den brauchte er zum verfeinern seiner bratensoße, den rest trank er zum mittagessen. unglaublich, da heute alle wein in flaschen im keller haben. schön was wir alles erlebt haben! grüsse von roswitha
AntwortenLöschenwelt hat sich verändert. aber das tut sie immer.
Löschenliebe grüße
DANKE für´s Teilen ... ♥
AntwortenLöschenSo hat wohl jeder/jede seine/ihre liebgewonnen Erinnerungen... ;D
Herzlichen Wochenstart- Montags- Gruß von Annette ♥
liebgewonnen sind mir vor allem die erinnerungen an die brau/milchpferde. schwere noriker.
Löschenliebe grüße zu dir
In so einem besonders strengen Winter bin ich geboren - am 1. Tag als es anfing zu schneien und lang nicht aufhörte, dann wochenlange Kälte. Ich hab einen zeitungsauschnitt von damals mit solchen freigeschaufelten Parkplätzen mit Taferl, mein Vater machte das auch und die Leute hielten sich an die "Bitte"...
AntwortenLöschenIch denke öfter an das Vierteltelefon, die Wählscheibe und dass das Ding bei uns im Vorzimmer fix montiert war... alles heute unvorstellbar, dabei war das doch erst vor-gestern ;-)))
lg
schnee in wien kann man sich gar nimmer vorstellen! und der auch noch liegen bleibt. früher gab es auch natureislaufplätze in der stadt! z.b. ecke favoritenstraße/gußhausstraße. nett,
Löschenwenn ich nicht bis zum eislaufverein gehen wollte.
liebe grüße
...mit viel freude gelesen!
AntwortenLöschengerne mehr solcher erinnerungshäppchen.
sie lassen so schön fremdartig vertraute zeiten aufleben.
liebe grüße!
schau ma mal. die jetzigen geschichten gehen mir aus gründen aus. ich könnte noch meine träume erzählen. 😁
Löschenliebe grüße