Montag, 27. Juli 2015

WO IST DER KLEINE HANSI


Bei der Kur waren sehr viele, sehr alte, sehr dicke Leute.
Wenn ich die vom Leben und von der Zeit gezeichneten Gestalten sehe,
versuche ich es oft mit der Frage:
"Wo ist der kleine Hansi vom Schultütenfoto?
Wo finde ich einen Rest von dem blonden pfiffigen Kind, das einst erwartungsfroh in den Tag blickte?
Hat das Leben alles weggeschwemmt?
Ist nur mehr ein verwüsteter Körper mit einem trostlosen Kopf übrig?
Und ist es nicht traurig,
 dass 70 oder 80 gelebte Jahre  nicht das kleinste Stückchen vom kleinen Hansi sichtbar lassen?"
Lebensgemetzel.



4 Kommentare:

  1. Lebensgemetzel... Welch schönes Wort!
    Blutige Grüße
    Nyx

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  2. Das hört sich ziemlich traurig an. Obwohl jeder Hans und jede Gretel von sich selber behaupten würde, noch immer ein wenig Hansi oder Gretchen zu sein. Aber das Leben verschüttet tatsächlich viel von der einstigen Keckheit und Leichtsinnigkeit. Ich nehme mich da nicht aus.
    Und an Orten, wo vor allem Kranke und Versehrte behandelt werden, ist diese kindliche Lebendigkeit wohl noch schwerer zu finden...
    Ob es bei den Pferden anders ist? Zumindest dick werden sie selten. :-)

    Dir einen Tag mit viel Jungblut um dich herum!
    Lieben Gruss,
    Brigitte

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  3. Das genau finde ich auch so sehr schade! Es muss nicht nach gelebtem Leben diese Steifstarre eintreten! Bei vielen alten fett gewordenen ist es dieser Panzer, der vor so vielem schützte, sie unangreifbar machen sollte, sie hat erstarren lassen. Wenn sie besoffen sind, gerät der Panzer ab und zu in Wallung, bekommt kleine unkontrollierbare Löchlein - doch das wirkt meist echt widerlich. Und sie glotzen in nüchternem Zustand empört und kopfschüttelnd auf die, welche imstande sind, ohne Alk ihr "Kind" springen und fantasieren zu lassen!

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  4. Und zeigt der Blick in den Spiegel bei dir immer noch das Bild der kleinen Ingrid ?

    Beste Grüße
    Blinkyman

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