Freitag, 24. Juli 2015

ZAHNARZT


Nochmals Marlen Haushofer aus "Die Tapetentür":
"...Das schien ihr das Entsetzlichste daran zu sein, dass man sich offenbar wirklich an alles gewöhnen konnte. Noch vor 10 Jahren hatte sie gedacht, wenn ich meine Zähne verliere, muss ich mich umbringen, seither hatte sie wirklich 3 oder 4 Zähne verloren, und sie dachte jetzt nicht mehr ans Umbringen, sondern ging dafür regelmäßig zum Zahnarzt, was natürlich viel unangenehmer war."
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Diese Fragen stelle ich auch immer:
"Was lässt man sich vom Leben alles gefallen?
Womit ist man noch einverstanden?
Was nimmt man alles hin?"
Anscheinend sind wir zum Dulden geboren.



3 Kommentare:

  1. Was wäre denn die Alternative!? Na eben!

    Lieben Gruss,
    Brigitte

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  2. Liebe Ingrid, ich habe auch Marlen Haushofer, Die Wand, als Parabel auf Älterwerden gelesen."Schon heute bin ich ja nicht mehr der Mensch, der ich einmal war. Wie sollte ich wissen, in welche Richtung ich gehe? Vielleicht habe ich mich schon so weit von mir entfernt, dass ich es gar nicht mehr merke." Das Altern ist wie eine Wand, die mich von allem, was vorher war, abschneidet. Sie ist nicht wirklich zu sehen, aber unüberwindbar. Die Ziele, die Regeln, die Prioritäten des vergangenen Lebens gelten nicht mehr, die Wand markiert die Endgültigkeit des Abschieds. Die Ich-Erzählerin markiert die unsichtbare Wand mit Zweigen, um nicht unvorbereitet dagegen zu stoßen.

    Ich habe die Wechseljahre "Totalumbau bei laufendem Geschäft" genannt. Manchmal bin ich mir allerdings nicht sicher, ob nicht "Demontage" der angemessenere Ausdruck wäre. Was bleibt denn übrig von der Person, die wir einmal waren? Es wird rumprobiert, eingerissen, umgeschichtet, abgetragen, frei gelegt. Manchmal fühlt es sich eher nach einer Abrissbirne an als nach einem Umbauunternehmen.

    Ich tröste mich dann mit dem Wissen um schamanische Traditionen: die Zerstückelung der Person als Grundlage ihrer Transformation...

    Herzliche Grüße
    Susanne

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  3. puh wie gruselig, so pessimistisch wie das klingt
    zum Dulden geboren ..
    wie hörte ich zb schon so oft und geb es auch immer gerne weiter?
    Man zieht das an, woran man die meiste Energie verwendest..
    Ich schick dir gute Gedanken und ein freundliches Lachen
    Sophie

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