Den Rilke-Weg von Duino nach Sistiana bin ich gegangen.
Rilke war längere Zeit Gast im Schloss Duino.
Ihn hat wohl nur das Rauschen des Meeres und Vogelgezwitscher am malerischen Pfad begleitet.
Heute ist es das gleichmäßige Getöse der nahen Autobahn, das zur hauptsächlichen Geräuschkulisse wird.
Sistiana - Erinnerungen meiner Kindheit.
Dort habe ich Schwimmen gelernt.
Reiches Leben war im Wasser -
jede Menge Seepferdchen (die wir in der Sonne getrocknet haben), Seesterne, Seeigel.
Auf den Märkten wurden die größten Muscheln als Souvenir angeboten,
ans Ohr gehalten, konnte man Meeresrauschen hören.
Korallenketten ....
Seepferdchen habe ich nie mehr gesehen -
das im Naturschutzgebiet in einem veralgten Aquarium gehaltene,
zählt nicht.
Heute lebt fast nichts mehr in der Adria,
Aquakulturen erzeugen Futter für die Menschen.
Und Sistiana gibt es statt Naturstrand einen Hafen.
Das klingt jetzt sehr negativ.
Sollte es gar nicht.
Zeit vergeht, viel Natur ist zerstört.
Ist so.
Der Rest ist immer noch hübsch.
Es winkt zu Fühlung fast aus allen Dingen,
aus jeder Wendung weht es her: Gedenk!
Ein Tag, an dem wir fremd vorübergingen,
entschließt im künftigen sich zum Geschenk.
Wer rechnet unseren Ertrag? Wer trennt
uns von den alten, den vergangnen Jahren?
Was haben wir seit Angebinn erfahren,
als dass sich eins im anderen erkennt?
Als dass an uns Gleichgültiges erwarmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du’s beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.
Durch alle Wesen reicht der
eine Raum:
Weltinnenraum. Die Vögel fliegen still
durch uns hindurch. O, der ich wachsen will,
ich seh hinaus, und in mir wächst der Baum.
Ich sorge mich, und in mir steht das Haus.
Ich hüte mich, und in mir ist die Hut.
Geliebter, der ich wurde: an mir ruht
der schönen Schöpfung Bild und weint sich aus
Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (München)
Rainer Maria Rilke
Genauso muss Italien aussehen -
finde ich.
Sechseckiger Hauptplatz von Palmanova.