Mittwoch, 21. Januar 2009

FUNDSTÜCK:PATRIARCHAT

Wiener Zentralfriedhof.
Ich kann ja nicht lesen,
was am Grabstein draufsteht.
Ich kann nur deuten.
Und ich deute,
dass Herr Radulovic sich in seinem schönen Mercedes
in die Anderswelt befördert hat.
Und Frau Radulovic lebt.
Sie ist samt Konterfei und Lebensgeschichte?
bereits am Grabmarmor verewigt.
Es fehlt nur mehr das Sterbedatum.
Und was macht sie bis dahin?
Ist ja fast wie Witwenverbrennung.
Lang lebe das Patriarchat.

7 Kommentare:

  1. Obergruslig,dass die junge Witwe da gleich mit drauf ist mit allem ausser den Todesdaten!
    Aber vielleicht hat sie so ihrer Pflicht Genüge getan und kann sich's
    jetzt mit dem hoffentlich noch reichlich vorhandenen Vermögen lustig machen.
    Liebe Grüsse,
    Stela
    PS ich ,die ich auch aus anderen Gründen oft lange auf den Friedhöfen zugange bin, hab festgestellt dass ich dort nach einiger Zeit stimmungsmäßig"in ein tiefes Loch falle"
    ...ist dir,begeisterte Friedhofsgängerin dergleichen auch schon aufgefallen?

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  2. hallo stela,
    nein, ich mag friedhöfe. gehe auch in anderen ländern oft auf friedhöfe. ist dort so ruhig und beschaulich - und ich bin eben gelernte wienerin, und die habens mit dem makabren und dem tod. es gibt ja in wien eine richtige "bestattungskultur" und dazugehöriges museum.

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    1. Hallo. Inzwischen ist die Dame in 2016 schon gestorben. Jetzt liegt sie endlich bei ihrem Mann. Die Texte sind eher Richtung Gedichte. Die Sprache ist Serbokroatisch, laut Translator. Bei ihm steht dass er viel gearbeitet hat, seit junge Alter um für die Familie zu sorgen. Der Mercedes, wahrscheinlich ein Symbol dass er es geschafft hat.. steht auch drauf in andere Wörter dass er so früh gehen musste und die Familie nicht lang genug genießen können. Ich würde sagen so Patriarchal ist es nicht. Ich habe viele andere Gräber im Zentral Friedhof gesehen wo die Frau früher stirbt, und es fehlt nur mehr das sterbe Datum von Mann. Oder wo das Kind stirbt und alles ist schon fertig für die Eltern. Ich glaube das ist eher ein kulturelle Sache die wir vielleicht als gruselig empfinden, aber für sie ganz normal ist. Liebe Grüße.

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  3. Liebe Ingrid!
    Ja, Materialisum treibt seltsame Blüten, und wenn dann noch jahrhundertelanges patriarchales Gehabe dazukommt......grrrrr.
    Dein Foto, ist ein echt guter Denkanstoß! Einfach genial!
    Sei lieb gegrüßt
    Grey owl

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  4. hallo grew owl,
    danke fürs lob. ich kann mir das gar nicht vorstellen nur so als anhängsel eines mannes bewertet zu werden. und wenns den nimmer gibt, ist mein aktives leben auch schon vorbei.
    ist wirklich gruselig.
    liebe grüße
    ingrid

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  5. Ich hab das bei uns am Friedhof auch schon entdeckt und hab mir gedacht, die Sehnsucht in die Anderswelt muss gross sein oder das Budget so klein ?!
    ich mag Friedhöfe auch und kann nicht vorbei ohne durchzugehen!

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  6. hallo yogiela,
    ja, ich weiss, früher hat man es bei uns auch oft gemacht, schon die witwe in den stein gemeisselt - aber heute doch nimmer, und ausserdem wars dann ohne bild und ohne lebensgeschichte und doch eher bei alten leuten. sparsamkeit.
    oder die reservierung fürs jenseits???

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