Sonntag, 20. November 2016

SONNTAG IST BALLADENTAG

Der Halbmond glänzet am Himmel

Franz Grillparzer

Der Halbmond glänzet am Himmel,
Und es ist neblicht und kalt.
Gegrüßt sei du Halber dort oben,
Wie du, bin ich einer, der halb.

Halb gut, halb übel geboren,
Und dürftig in beider Gestalt,
Mein Gutes ohne Würde,
Das Böse ohne Gewalt.

Halb schmeckt ich die Freuden des Lebens,
Nichts ganz als meine Reu;
Die ersten Bissen genossen,
Schien alles mir einerlei.

Halb gab ich mich hin den Musen,
Und sie erhörten mich halb;
Hart auf der Hälfte des Lebens
Entflohn sie und ließen mich alt.

Und also sitz ich verdrossen,
Doch läßt die Zersplitterung nach;
Die leere Hälfte der Seele
Verdrängt die noch volle gemach.

4 Kommentare:

  1. Ein sehr schönes Plädoyer für die Halbheit.
    Unvollkommen könnte man auch sagen - und das sind wir doch alle zum Glück!
    Halb zeigt ja auch, dass da noch mehr Platz wäre. :-)
    Ich finde es schön, das Halbe.

    Dir herzliche Grüsse in die erste Hälfte des Tages,
    Brigitte

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    1. das halbe finde ich auch schön. halbvollkommen.
      herzlichgrüße aus einem halbschönen tag

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  2. ach ja Grillparzer, er machte nichts halb...
    demnächst kommt Medea von Grillparzer im Volkstheater, ich freu mich schon drauf,
    lg in deinen Balladensonntag

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    1. momentan hat mich das ganze balladenfieber gepackt.
      viel vergnügen mit medea.
      liebe grüße

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