Donnerstag, 13. Oktober 2016

SEHR ELEGISCH

 
 
Dieses Gedicht von Hermann Hesse mochte  als junge Frau sehr.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Einsam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den anderen,
Jeder ist allein.

Voll von Freunden war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keiner mehr sichtbar.

Wahrlich, keiner ist weise,
der nicht das Dunkel kennt,
Das unentrinnbar und leise,
Von allem ihn trennt.

Seltsam, im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein.

Mit diesen Worten auf den Lippen bin ich durch den feuchtnebeligen Novemberwald gestrichen.
Schaurigschön mit Wehmut  im Herzen. Gänsehautfeeling.
Diese Gefühle würden mir heute eher zustehen.
Aber jetzt stehe ich Novembernebel emotionsloser gegenüber.
 

8 Kommentare:

  1. Na ja, wir sind so ambivalent wie das Leben. Und Rilke ist zwar wunderschön zu lesen, aber manchmal empfinde ich ihn auch als gefühlsschwülstig oder gar prätentiös und kann nicht wirklich viel mit ihm anfangen. Bei ihm vermisse ich immer den leisen Humor und das bisschen Lockerheit, das manche seiner Zeitgenossen auszeichnet. Ja, elegisch ist das Gedicht: schön, aber nur, wenn man in genau dieser Stimmung ist. Und in der war ich als junge Frau auch viel öfters.

    Dir einen aufhellenden Herbsttag!
    Und alles Liebe,
    Brigitte

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    1. stimmung hin oder her, nebel hatten wir jetzt genug. gestern war ein graunieseltag, den hätte der november auch nicht besser hingekriegt.
      herzlichgrüße zu dir

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  2. Dieses Hesse-Gedicht von heute erhalte ich als ein Geschenk, da es eines meiner liebsten Gedichte ist und ich es seit langem auswendig kann. Nur darf ich es nicht zu oft aufsagen. Besonders wirkt es, wenn es mitten im Nebel gesprochen wird, weil da auch die Geräusche und Stimmen völlig anders klingen.
    Wie man es auch drehen und wenden mag: es stimmt, letztendlich ist jeder allein.
    Liebe Grüße
    Herta aus Linz

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    1. ich konnte es auch einmal auswendig. jetzt kriege ich es wahrscheinlich nimmer hin. aber schön und stimmig ist es.
      liebe grüße nach linz

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  3. eduard möricke

    im nebel ruhet noch die welt,
    noch träumen wald und wiesen:
    bald siehst du ,wenn der schleier fällt,
    den blauen himmel unverstellt,
    herbstkräftig die gedämpfte welt
    in warmem golde fließen.

    im nebel liegt ein zauber,
    aber wenn er sich lichtet,
    tanzen bunte blätter.

    beschauliche grüße
    hibisca

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  4. ach ich liebe es so sehr
    überhaupt sind mir herbst- und nebelgedichte die liebsten
    herbst sowieso
    das wetter passt besser zu meinen gefühlen als diese strahletage...

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