Kabine. Spartanisch, ok.
Cafeteria.
60er Jahre und schon wieder stylisch.
Was macht schon ein bisserl Rost?
Vor Weihnachten ist die beste Reisezeit.
Ich praktiziere das seit einigen Jahren
und es ist immer toll.
Heuer war es ganz speziell.
Wenn schon dunkle Zeit, dann kann man noch ein Stück draufsetzen.
Dabei war das Wetter die meiste Zeit gut.
Helsinki war grau und nieselig,
da wird dann kaum hell.
Aber das haben die Schlechtwettertage bei uns auch an sich.
Dafür hatte es in Stockholm 10 Grad.
Die Reise war für mich eine Fahrt in die Vergangenheit.
Ich war in allen Städten vor langer Zeit,
viele Erinnerungen wurden wach -
es hat sich manches geschlossen
und noch mehr geöffnet.
In der Nacht habe ich mich vom Meer schaukeln lassen,
bin überhaupt viel in der Kabine gelegen,
geträumt, geatmet,
der Takt des Schiffes mit dem Meer
ist schneller als der Herzschlag.
In den Städten stundenlang gelaufen,
viel gegessen.
Indisch in Tallinn, im fast besten Hotel in St.Petersburg russisch,
nepalesisch in Helsinki,
Bier aus allen möglichen Ländern der Welt getrunken,
immer russisch gefrühstückt -
Bohnen, eingelegte Gurken, Fleischbällchen, Teigtaschen, Kartoffelpuffer ...
Am russischen Fährschiff waren 400 Leute, Russen, Österreicher, Fernfahrer, die mit ihren Brummis das Meer überquerten.
Der krächzende Lautsprecher in der Kabine hat den ganzen Tag englische Weihnachtslieder gedudelt
und aus dem Fernseher im Coffee Shop hat Putin gesprochen.
Im Sommer sind 2500 Menschen an Bord.
Da sieht man dann die schöne Landschaft, aber trotzdem möchte ich auf so einem beladenen Schiff nicht sein.
Die Russen waren unfreundlich wie immer - nicht alle, aber viele.
Ich sag einmal, es hat sich fast nichts geändert und ich habe mich im Bekannten gleich wohl gefühlt.
Heute, in meinem abgeklärten Alter brauche ich mich auch gar nimmer drüber ärgern,
wenn Apparatschiks ihre Macht demonstrieren.
Und bei der Grenzkontrolle dachte ich schon,
dass die mich mit meinen neuen Augen und dem alten Pass nicht einreisen lassen.
Und weil es so gut war,
morgen mehr.