Donnerstag, 15. Oktober 2020

ERFOLGREICH GESCHEITERT


Eigentlich sollte ich noch gar nicht da sein.
Beim Zen Seminar im Stift Zwettl war ich.
Beim zweiten Mal war der Reiz des Neuen vergangen.
Im letzten Jahr konnte mich das mehr oder weniger mühelose Meditieren begeistern.
Heuer war es noch besser.
Beim stundenlangen Sitzen bin ich fast ins Schweben gekommen.
Die Gehmeditationen habe ich ausgelassen.
Mein Fuß mag die flotte Rennerei nicht.
Da mich beim Zen mehr die Form und weniger der Inhalt interessiert
(ich habe keinen ideologischen Durchhaltewillen oder ein bestimmtes Erleuchtungsziel vor Augen, mich interessiert nur die Erfahrung),
habe ich nach kurzer Zeit festgestellt:
"Ok. Das funktioniert gut und immer besser.
Der Saal ist wieder barock und prächtig,
das Kloster schön und angenehm wie seit Jahrhunderten.
Das kann man alles so machen,
muss man aber nicht."
Jedenfalls bin ich nach dem Wochenende abgereist.
Hatte ursprünglich die ganze Woche geplant.
Aber irgendwie war mir ohne Neueuphorie die Form dann doch zu
selbstquälerisch.
Dem Zenlehrer bin ich eher unangenehm aufgefallen.
Nachdem er mich im vergangenen Jahr noch herzlich umarmt hatte,
was ja heuer ohnedies nicht wünschenswert wäre,
war die Verabschiedung mehr gefriergetrocknet.
Ich denke, mit dem Thema bin ich durch.
Eine ganze Menge habe ich mitgenommen
und bei mir daheim hat es in der Nacht den ersten Schnee gegeben.
Was auch wieder sehr hübsch war.
 
 
 

18 Kommentare:

  1. Auch schön, dass du wieder da bist, Ingrid! Immerhin hast du ein paar Dinge für dich erleben und mitnehmen können. Die wundervollen Bilder gehören auch dazu.
    Tja, die Zeiten ändern sich.
    Aber das mit dem Schnee kann ich fast nicht glauben. Obwohl wir hier wohl auch nicht mehr weit davon entfernt sind.
    Danke für den schönen ambivalenten Bericht und herzlichen Morgengruss,
    Brigitte

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    1. es war eine gute erfahrung. der schnee ist wieder weg, aber es hat nur 5 grad.
      danke für deine lieben worte!
      herzlichgrüße

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  2. Wie mir das gefällt, dieses vorzeitige Abreisen aus Achtung vor dir und deinen Gefühlen (das selbstquälerische nicht wollen...), dann die Freude am bisschen Schnee am Heimatort. Gefriergetrocknete Zenmeister würde ich auch nicht mögen, nur weil man nicht konform geht.Das nenne ich warme Selbstfürsorge,eben wichtig!
    Gruß von Sonja

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    1. danke für deine worte. ich bin sehr zufrieden mit mir. fühlt sich alles sehr bei mir und stimmig an.
      liebe grüße

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  3. gutn morgen liebe ingrid!
    (zweiter versuch, den ersten hat blogger verschluckt)
    schöne und interessante erfahrungen, die du da schilderst.
    und wenns zeit ist zu gehen, dann ist das eben so.
    hübsches foto vom tagpfauenauge!
    liebe grüße in den alltag!
    waldwanderer
    .

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    1. das seminar war sowieso in wochenende und woche danach geteilt. also reisten nach dem ersten abschnitt etliche leute ab. viele erfahrungen mitgenommen. und das daheim genieße ich jetzt doppelt.
      liebe grüße

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  4. könntest du mich sehen, liebe ingrid, sähst du mein grinsen. mit ähnlicher denkweise besuchte auch ich ein solches zen-seminar. wir durften nicht reden, auch nicht beim frühstück. als wir dann meditierend auf dem boden lagen bekam ich einen lachanfall. eilig bewegte ich mich nach draußen und war weg, mir fehlte wohl die sittliche reife. auch ich bin froh, es erlebt zu haben, weiß ich doch etwas neues über mich ;-).
    hab es gut, die bilder sind sehr meditativ, gruss roswitha

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    1. schweigen war sowieso. ist mir lieber, weil ich mag das geschnatter der menschen gar nicht. und ohne sittliche reife lebt es sich besser.
      liebe grüße

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  5. Da bist du also wieder - ich schmunzle, weil ich aus einer sehr ähnlichen Woche in einem Kloster nach 48 Stunden auch verfrüht abgereist bin. Cool - du musst niemandem gefallen und dir selber auch nix beweisen. Wenns genug ist, ists genug. Und der Lehrer muss selber noch viel Loslassen üben;-))
    Machst du halt neue Pläne oder nimmst zenmässig gelassen das Eintreffen des Winters hin.
    Grüsse aus dem zu kühlen Tag dir. Ursula

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    1. alles ist gut. waren reiche tage mit viel erfahrung. und das schönste - ich kann kritik an mir abperlen lassen, wie sommerregen, der sanft vom himmel zur erde fließt, ohne die haut zu benetzen.
      liebe grüße

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  6. Ob man das Leben lachend oder weinend verbringt, es ist dieselbe Zeitspanne.

    Aus dem Zen-Buddhismus

    Alles ist GUT ... Erfahrung gemacht (ړײ)
    und schön,
    dass DU wieder hier bist ... lb Gruß von Annette ♥

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  7. Gestern erst habe ich bei Tiziano Terzani über sein Scheitern beim Meditieren gelesen, letztendlich dann doch die große Euphorie beim Gelingen.
    Lb. Gru?

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    1. tiziano terzani - immer wieder schön zu lesen.
      liebe grüße

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  8. Scheitern bedeutet: Bankrott machen,danebengeraten, fehlschlagen, missglücken,
    misslingen, ohne Erfolg bleiben, zerbrechen an, zugrunde gehen, straucheln,.....
    Das passt alles keinesfalls zu dir!

    Erfahrungen kann man suchen, einsteigen und wieder aussteigen,
    wenn es nicht mehr passt. Die eigene Wahrnehmung wird dabei geschult.
    Schönen Abend
    hibisca

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    1. ich hab ja gesagt "erfolgreich gescheitert". ich war durchaus erfolgreich. 😁
      liebe grüße

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  9. Meditationswochenenden, Selbstfindungskurse, Schamanentrommeln. Organisierte kollektive Andacht.
    War nie wirklich was fuer mich. Mir fehlt die Geduld.
    Lieber liege ich am Bett und lausche der Natur. Lasse meine Gedanken in entfernten Gaerten umherschweifen und verklaerte Erinnerungen auferstehen.
    Ist mir lieber. Ohne die Anderen. Mir Fremden.
    Bei mir gab es auch eine Kaltwetterfront. Diesmal aus Vietnam. Sonst kommt hier alles Schlechte aus China.

    Mit einem lieben Gruss,
    Cylonius

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    1. jede(r) wie er mag. nur lauschen und träumen ist auch schön.
      liebe grüße in die ferne

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