Montag, 30. Januar 2017

BESUCHSSITZENBLEIBER


Bei  den Besuchern von Zimmergenossinnen kann ich
eine Waldviertler Eigenheit beobachten.
Die Gäste bleiben sitzen und sitzen.
Nix mehr zum Reden haben, aber auch nicht aufstehen.
Macht mich schon beim Zusehen ganz hibbelig.
Früher, als noch mehr Einheimische zu mir ins Haus kamen,
gab es einige Exemplare,
die sich ein ein Eck setzten und dann eine Stunde oder länger vor sich hinschwiegen.
Städterin bleibe ich in der Hinsicht für ewig.
Es muss das warme wohlig Menschelnde sein,
das Schweigende zusammenklebt.
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Ich bin ja weder besonders freundlich, noch nett, noch hilfsbereit.
Zwei Bettlägrige teilen hier einen Fernseher.
Ich wunderte mich, warum meine Mitleidenden nicht fernschauten,
bis ich bemerkte, dass sie nicht wussten, wo der Ton in der Fernbedienung war.
Sind ja eher schlichte Gemüter.
Auch fein, so musste ich mich nicht über das Programm einigen.
Zum Wochenende waren wir nur mehr zu zweit im Zimmer
und ich dachte, naja, einmal will ich nett sein
und erklärte meiner Bettgenossin die Fernbedienung.
Ganz allein von mir aus,
nachdem sie zwei Wochen nur aufs flimmernde Nachbar-Kistl gestarrt hatte.
Und der Erfolg?
Sie ist dann zum Samstagabendprogramm mit besonders schrecklicher Volksmusik
im Bett auf- und abgehüpft. Selig, Und ich konnte mir das Gedudel anhören.
Weil sie mitgerissen von den Schnulzenklängen den Tonknopf voller Begeisterung immer lauter drehte.
Was ich immer sage:
"Nett sein lohnt sich nicht.
Die Nachteile folgen auf den Fuß."
Naja, amüsiert habe ich mich über ihre Freude auch.



5 Kommentare:

  1. ich find das ja SUPERANSTRENGEND mit anderen, fremden!
    auf so beengtem raum zu leben!
    von daher wünsche ich dir viel kraft, freude und durchhaltevermögen!
    habs gut!
    waldwanderer

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    1. Der Waldwanderer sagt es, was ich dachte.
      Ich hatte eine Türkin im Zimmer einst, wo von morgens 7:00 bis 22:00 immer mindestens zwei Personen hockten, in Hochzeiten gern mal 5-7. Wenn die Schwester die abends rausgeworfen hatte e n d l i c h, holte die Patientin ihr handy vor und telefonierte weiter bis mitternacht.
      Man hatte mir - auch auf einer Gyn. - so einiges wegoperiert und ich war ganz schön klapprig, bin aber am Ende der Woche geflohen, sowie der Operateur grünes Licht gab, schleppte ich mich zum eigenen Auto und fuhr nach Hause.
      Ich hätte schweigende Waldstädter als Besucher bevorzugt! :-)
      Liebe Ingrid, wo ist das Essensfoto? Willst du uns schützen?
      Beste Genesung
      M.

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  2. Hi, hi, ich sehe schon, es geht dir den Umständen, wie man so sagt, schon viel besser. Ja, Hilfsbereitschaft kann sich auch rächen. Da läuft dann halt das Holleri-Programm...
    Bleib tapfer, liebe Ingrid. Zumal es ja auch etwas zu Schmunzeln gibt.
    Und ein schönes Winterbild hast du auch noch gefunden.
    Herzliche Grüsse zum Wochenbeginn,
    Brigitte

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  3. So nun denke ich darfst du langsam nach Hause! Habe mich eben sehr amüsiert.... als hätte ich ein Kurzfilmchen gesehen!
    Ein bisschen erstaunt bin ich, dass zu den Fernseher keine Kopfhörer mitlaufen..
    Liebe Grüsse
    und einen guten Tag
    Herzlich Brigitte

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  4. damals ...im gruppenzimmer beschwerten sich ALLE über mein lautes peinliches Schnarchen :-)
    freundlichnette genesungswünsche aus münchen
    von tara :-)

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