Samstag, 5. Dezember 2020

MÄDCHENSCHWARM

Das Wort klingt so altmodisch.
Mädchenschwarm.
Wie würde man heute sagen?
Ins Wiener Burgtheater bin ich gepilgert,
um ihn auf der Bühne zu sehen.
Wahrscheinlich habe ich auch beim Ausgang auf ein Autogramm gewartet.
war der Verehrte.
Dieser Tage sagte er bei einem Interview:
"Lassen Sie sich von meinem Aussehen nicht täuschen. Ich bin 90."
Und er sieht wirklich gut aus, fast wie früher.
Zwischenzeitlich mit all dem Kummer hatte er ein altes Greisengesicht.
Und jetzt komme ich zu dem, was ich eigentlich sagen wollte.
Ich finde, in der Zeit in der wir leben,
hat jeder das Recht auf ein geschöntes Gesicht.
Wenn Organe getauscht werden,
Nieren, Herzen, Lungen im Ersatzteillager zu kriegen sind,
ist es auch legitim am Aussehen zu feilen.
Denn es ist unzumutbar ein faltenfurchiges Altengesicht zu haben.
Jeder Blick in den Spiegel ist erschrecklich
und man denkt an das verwechselte Greisen-Lottchen.



Weil man innen drinnen nie so alt ist,
wie man außen ausschaut.
Man fühlt sich so,
wie man sich sieht.
Man bewegt sich jünger, man handelt anders.
So aufgespritzte Botoxgesichter mit steifer Oberlippe mag ich nicht,
aber es gibt dezente Hilfen, die die Konturen unterstützen.
Vor einigen Jahren habe ich mir beim besten, nettesten Schönheitschirurgen in Wien die Oberlider operieren lassen (hat die Krankenkasse bezahlt, weil ich eine starke Gesichtsfeldeinengung hatte)
und das war die beste Idee, die ich haben konnte.
Seitdem habe ich wieder richtige Augen im Gesicht, nicht nur Schlitze.
Und ziemlich oft lachen mich diese Augen im Spiegel an.
Weil sie jung und vergnügt aussehen.
Wenn wir heutzutage älter werden, aktiver sind, im Gehirn jünger bleiben,
dann müssen wir auch nimmer die verwelkte Haut stolz mit uns herumtragen.
Da geht schon ein bisserl was.
Denn bis zum nahenden Ende  möchte ich mit mir halbwegs ansehnlich leben wollen.
"Jeder hat im Alter das Gesicht, das er verdient" -
war ein beliebter Spruch, den ich auch glaubte, solange er mich nicht betraf.
Mit der Maxime könnte man auf das ganze Ersatzteillager verzichten.
All die Zähne, Hörgerate, Hüften und Knie blieben im Depot.
Schön tat ma ausschauen!
So ganz Natur.






2 Kommentare:

  1. "Jeder hat im Alter das Gesicht, das er verdient" - über diesen Satz musste ich schmunzeln. Wenn man wirklich vom Geld ausgeht, müsste es ja heißen: "Jeder ........., dass er sich verdient hat" - denn so eine Operation ist ja nicht billig.
    Erschreckend finde ich nur, dass blutjunge Mädchen einen großen Teil der "Kundschaft beim Schönheitschirurgen" ausmachen, weil sie nicht dem Instagramschönheitsideal entsprechen.
    Einen lieben Gruß von Clara

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    1. ich bin bei dir. finde die herumoperierei auch übertrieben. aber so ganz dezente aufhübschungen kann frau sich ab und an leisten. man kann den spruch erweitern in: " jeder hat im alter das herz (die zähne, die leber .... die gelenke) die er sich verdient."
      liebe grüße

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